Lausitz

Wanderung durch das Schlaubetal

Ein Flüsschen schlängelt sich im Frühling durch einen noch wenig belaubten Wald
Das Schlaubetal entfaltet zu jeder Jahreszeit seinen ganz eigenen Reiz (© Kerstin Micklitza)

Das Flusstal der Schlaube ist eine der schönsten Landschaften Brandenburgs und zählt zu den wenigen wirklich naturbelassenen Deutschlands. Wander- und Naturfreunde suchen das Schlaubetal auf, um die Vielzahl an Landschaftsformen und Lebensräumen innerhalb eines kleinen Gebietes kennenzulernen. »Siehdichum« ist nicht nur der Name eines abseits vom Weltenlärm versteckten Hotels – früher stand hier das Jagdschloss des Abtes Gabriel von Neuzelle –, sondern auch eine Aufforderung, der man während einer Wanderung gern nachkommt.

Das Städtchen Müllrose, etwa zehn Kilometer südwestlich von Frankfurt (Oder) gelegen, ist das nördliche Tor zum Schlaubetal. Die komplette Tour von Müllrose bis zur Schlaubemühle umfasst 25 Kilometer und ist mit einem blauen S markiert. Auch wenn man die Strecke durchaus an einem Tag wandern könnte – wir empfehlen eine Zwischenübernachtung, etwa im Hotel Forsthaus Siehdichum, das etwa auf halber Distanz liegt.

Vom Bahnhof Müllrose führt ein Asphaltweg an die Ostseite des Großen Müllroser Sees. Hier lockt der herrliche Sandstrand zum Sonnen oder Baden. Auch in Nähe des Campingplatzes finden sich noch mehrere idyllische Badebuchten und Ruheplätze.

Nach der Überquerung des Bahnübergangs an der Strecke Frankfurt (Oder)–Beeskow–Königs Wusterhausen erreicht man schon bald den Belenzsee. Wegen seines breiten Schilfgürtels und dem ausgedehnten Rohrkolbenbestand ist er ein Brutparadies für Wasservögel.

Von Mühle zu Mühle

Weiter durch Kiefernwald am Ostufer des Sees, vorbei an den sumpfigen Wiesen des Teufelslauches, wo im Frühling überall das Gelb der Sumpfdotterblumen leuchtet, ist bald die Ragower Mühle erreicht. Bis 1951 lieferte die Anlage Mehl, und Getreide wurde noch 1968 geschrotet. Die Mühle wurde mittlerweile instand gesetzt. Sie ist heute die einzige im Schlaubetal mit funktionierender Technik und als technisches Denkmal ausgewiesen. Interessierte können alles in Augenschein nehmen, hier essen und auch übernachten.

Am Kupferhammer, heute ein Gasthof, sind knapp sieben Kilometer zurückgelegt. Hier gründete ein Beeskower Kupferschmied 1553 ein Hüttenwerk. Raseneisenstein aus der Umgebung wurde verarbeitet, und man produzierte Kupfergerätschaften für das Kloster Neuzelle.

Ein Wanderweg führt an einem bewaldeten See entlang
Der Wanderweg durchs Schlaubetal führt auch an mehreren Seen entlang (© e2dan/shutterstock.com)

Naturparadies Schlaubetal

Der Weg führt ans Ostufer der Schlaube, die Sonne blinzelt durch das hellgrüne Blätterdach der Buchen. Nicht weit entfernt liegt das Schulzenwasser mit seinen zwei Inseln; hier brüten mehrere Wasservogelarten.

Durch Mischwald mit Traubeneichen und Buchen gelangen wir zum Langen See. An seiner Uferzone stehen seltene Lebensbäume und knorrige alte Kiefern. Etwa 90 seltene Pflanzenarten, allesamt auf der Roten Liste vom Aussterben bedrohter Spezies, haben im Naturschutzgebiet Schlaubetal ihr Refugium.

Die Tierwelt ist mit 200 seltenen Gattungen vertreten, unter ihnen Biber, Eisvogel, Fischotter, Graureiher, Ringelnatter, viele Schmetterlings-, Käfer- sowie Libellenarten und nicht zuletzt der Wappenvogel des Schlaubetals, der Kranich. Mitunter kreuzen auch Hirsche am helllichten Tag den Wanderweg.

Vom Kupferhammer bis zum Hotel Forsthaus Siehdichum sind knapp vier Kilometer zu gehen. Wegen der abgeschiedenen und idyllischen Lage des historischen Forsthauses – es wurde 1909 erbaut – riss sich in den 1960er Jahren die DDR-Staatssicherheit das Terrain unter den Nagel und nutzte es bis zur Wende als attraktives Mehrzweckobjekt.

Etwa 600 Meter nördlich liegt der kleine Försterfriedhof. Er geht auf die Initiative des Königlichen Forstmeisters Wilhelm Reuter (1836–1913) zurück, der hier seine Frau bestatten ließ. Reuter machte sich einen Namen, weil er von einer Amerikareise Roteichen-Gehölzstecklinge mitbrachte und so für Abwechslung im Kiefernforst sorgte.

Am Südufer des Treppelsees, nahe der Bundestraße 246, steht die Bremsdorfer Mühle, gegenüber die gleichnamige Jugendherberge mit mehreren modernen Blockhäusern.

Überraschend hügelig

Der Pfad wird schmaler und führt durch eine wildromantische Bachlandschaft. Fast wähnen wir uns im Mittelgebirge, denn der folgende Wegabschnitt mit bis zu 30 Meter tiefen Schluchten und üppig grüner Vegetation ist für die Mark Brandenburg untypisch. Vor etwa 90 000 Jahren formten die Schmelzwasser eines abtauenden Gletschers der Weichseleiszeit dieses Geländeprofil. Dank des Naturschutz-Status bleiben die umgestürzten Bäume hier so liegen, wie sie fallen.

Später öffnet sich das Engtal mehrmals, die Schlaube schlängelt sich abschnittsweise durch Bruch-, Moor- und Wiesenlandschaften. Vorbei an der ehemaligen Schlaubemühle, erreicht man nach Überquerung der Landstraße Eisenhüttenstadt–Friedland das Nordufer des Wirchensees. Ein Rundweg (4 km) führt um den See, an dessen Südbereich in den Wirchenwiesen die Schlaube entspringt.

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