Mallorca

Torrent de Pareis und Sa Calobra

Eine Wanderung steht in der Schlucht Torrent de Pareis an einem Wasserloch
Eine Wanderung durch den Canyon des Torrent de Pareis verspricht Abwechslung (© Marina Kryuchina/shutterstock.com)

Über Tausende von Jahren hat Wasser in den Felsen des nördlichen Tramuntana-Gebirges eine drei Kilometer lange Schlucht gegraben, den Torrent de Pareis, der in den Strand Sa Calobra mündet. Sie ist eine der größten Schluchten des gesamten Mittelmeerraums. Im Winter stürzt sich der Wildbach Torrent de Pareis mit gewaltiger Kraft von den Höhen der Serra de Tramuntana ins Mittelmeer. Von Frühjahr bis Herbst, wenn der Bach ausgetrocknet ist, kann die Schlucht durchquert werden, eines der faszinierendsten Erlebnisse, die Mallorca zu bieten hat. In der Karstlandschaft mit bis zu 200 Meter hohen Klippen leben zahlreiche einheimische Tierarten wie die Mallorca-Geburtshelferkröte und Wildziegen.

Sa Calobra erreicht man entweder mit einem Ausflugsschiff oder über eine der abenteuerlichsten Bergstraßen Mallorcas. Von Sóller führt zunächst die Ma-10 vorbei am höchsten Gipfel der Insel, dem Puig Major sowie den Stauseen Cúber und Gorg Blau. Von der Ma-10 zweigt die Serpentinenstraße Ma-2141 nach Sa Calobra ab.

Sie wurde 1932 vom mallorquinisch-italienischen Ingenieur Antonio Paretti konzipiert und stürzt sich auf nur wenigen Kilometern Hunderte Meter tief zum Meer hinab. Diese Straße ist für den oft fotografierten »Krawattenknoten« Nus de Sa Corbata bekannt – die Stelle, an der sich die Straße selbst unterquert. Hier halten zahlreiche Busse und es kann sehr eng werden.

Puig Major

Der Puig Major ist mit 1445 Metern der höchste Berg der Serra de Tramuntana. In den 1930er Jahren plante man, den Berg zum schönsten Aussichtspunkt der Insel zu machen. Antonio Paretti wurde auch mit dem Bau einer Seilbahn auf den Berg beauftragt. Wegen des Spanischen Bürgerkrieges wurde dieses Projekt jedoch nie verwirklicht, nur die Fundamente der Seilbahnstation sind noch heute zu sehen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm die US-Armee den Puig Major und baute dort eine Radarstation. Hierfür musste der Gipfel durch Sprengungen begradigt werden, wodurch der Berg einen Kopf kürzer gemacht wurde (um genau zu sein: um fünf Meter). Die Army blieb nur sechs Jahre, dann übernahm das spanische Militär die Anlage. Heute darf der Gipfel des Puig Major nur mit einer Sondergenehmigung betreten werden.

Strand von Sa Calobra

Der Torrent de Pareis mündet am nördlichen Ende des Canyons durch eine schmale Felsspalte ins Meer. Der Strand besteht aus Kies und kleinen Steinen. Barfuß zu laufen, kann hier schmerzhaft werden, daher sollte man Flip-Flops oder Badeschuhe mitbringen. Das türkisblaue Wasser ist sehr klar und eignet sich hervorragend zum Schnorcheln. Aufgrund der vielen Steine und des manchmal höheren Wellengangs ist der Strand allerdings wenig kinderfreundlich.

Wer die anstrengende Wanderung durch den Torrent de Pareis vermeiden, den Canyon dennoch etwas erkunden möchte, kann vom Strand ein gutes Stück talaufwärts wandern. Je nach Wetter sollten Gummistiefel oder andere Wasserschuhe mitgebracht werden, denn immer wieder muss man Teiche und seichte Wasserstellen durchqueren. Wer vom Meer aus gesehen rechter Hand durch den Felstunnel läuft, kommt zum Restaurantbereich und zur Anlegestelle der Ausflugsschiffe.

Jeden ersten Sonntag im Juli wird am Strand von Sa Calobra ein Open-Air-Konzert veranstaltet, das Concert al Torrent de Pareis. Diese Tradition wurde 1964 auf Initiative des Malers Josep Coll Bardolet begründet. Es treten renommierte Musikgruppen wie der Chor der Stiftung Sa Nostra und der Universitätschor der Balearen auf; ein Erlebnis für alle Liebhaber der Chormusik sowie traditioneller mallorquinischer Musik mit Liedern wie Retorn d’una primavera, Ton pare no té nas und La Dama de Mallorca. Der Eintritt ist frei. Es ist zu empfehlen, frühzeitig zu kommen, um sich einen guten Platz zu sichern.

Durchquerung des Torrent de Pareis

Für die Durchquerung der Torrent-de-Pareis-Schlucht sollte Wander- und Klettererfahrung mitgebracht werden, denn sie ist wohl die anspruchsvollste Tour der Insel und nicht ungefährlich. Festes Schuhwerk ist unabdingbar. Zudem sollte man beachten, dass sich der Canyon nach Regenfällen in Minutenschnelle in einen reißenden Sturzbach verwandelt.

Die Wanderung durch den Canyon beginnt man am oberen Ende in der Siedlung Escorca und steigt langsam zu dem Punkt, wo er sich mit dem Meer vereint, ab. Der Weg führt vorbei an riesigen Felsbrocken, über verwilderte Terrassen, durch Wasserteiche und Höhlen. Seitlich türmen sich steile Felswände auf, in die sich Farne und Bäume krallen. Beim Gehen steigt einem der Duft von Rosmarin in die Nase, ab und zu sieht man eine wilde Bergziege.

Der Abstieg durch die Schlucht ist sehr herausfordernd. Immer wieder muss man sich an gewaltigen Felsbrocken vorbeidrücken oder diese überklettern, der Pfad ist oft eng und nicht markiert. Durch die hohen Felswände auf beiden Seiten gelangt meist nur ein schwacher Schimmer Sonnenschein bis zum Boden der Schlucht, was ihr den Beinamen sa fosca, die Dunkelheit, beschert hat. Aufgrund dieser Schwierigkeiten ist es dringend zu empfehlen, eine geführte Tour zu buchen, zum Beispiel bei Tramuntana Tours.

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Dieser Textauszug stammt aus dem Trescher-Reiseführer MALLORCA von Tatjana T. Singh.

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