Eine auffällige architektonische Attraktion der Slowakei sind die zahlreichen Holzkirchen, die in einem bogenförmigen Streifen zwischen Stará Ľubovná und Sobrance entlang der Staatsgrenze stehen.
Sie sind besonders als griechisch-katholische Gotteshäuser in den von Ruthenen besiedelten Bergdörfern zu finden, im Gebiet rund um Bardejov und Svidník sowie bei Snina stehen etwa 40 davon. Früher waren es wesentlich mehr, aber viele Bauten wurden Opfer von Kriegen oder sind vernachlässigt und abgetragen worden. Als Material diente meistens Lärchen- oder Tannenholz, nur die über 500 Jahre alte römisch-katholische Kirche in Hervartov besteht komplett aus dem zähen Holz der Eibe.
Ursprünglich war geplant, einen gemeinsamen polnisch-ukrainisch-slowakisch-ungarischen UNESCO-Antrag für die Holzkirchen im Gebirgsbogen einzubringen. Wegen mangelnder Koordination wurden aber getrennt voneinander acht »Holzkirchen der slowakischen Karpaten« (2008), sechs »Holzkirchen im südlichen Kleinpolen« (2003) und jeweils acht polnische und ukrainische »Holzkirchen in den Nordkarpaten« (2013) in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen.
Paragraphen beflügeln die Fantasie
Eine völlig andere Entstehungsgeschichte als die kleinen griechisch-katholischen Kirchen haben die fünf Artikularkirchen, die sich südlich der Tatra befinden. 1681 wurde der Bau evangelischer Kirchen in der Slowakei wieder zugelassen, aber durch Artikularien (Paragraphen) streng reglementiert.
Sie mussten innerhalb eines Jahres gebaut werden und außerhalb der Stadtmauern stehen. Das Baumaterial Holz durfte nicht einmal durch Eisennägel ergänzt werden. Türme und Glocken waren verboten, ebenso Eingänge zur Hauptstraße. Der durch solche Zwänge entstandene Erfindungsreichtum führte mitunter zu besonders sehenswerten Sakralbauten, drei davon – Kežmarok, Leštiny und Hronsek – stehen seit 2008 ebenfalls auf der UNESCO-Welterbeliste.
Versetzt und gerettet
Einige attraktive slowakische Dorfkirchen befinden sich nicht mehr am ursprünglichen Ort. Teilweise standen sie im jetzigen Überschwemmungsbereich von Talsperren und wurden verschoben, manche wurden aber auch in die Konzeption von Skansen einbezogen und versetzt.
Neben dem Hauptgebäude des Ostslowakischen Museums Košice steht die bereits 1927 aus Kožuchovce versetzte Holzkirche. Im Jahre 1929 wurde die Holzkirche aus Medvedovce an den Petřínhügel in Prag überführt. In jüngerer Zeit versetzte Kirchen stehen näher bei ihren ursprünglichen Standorten. Die Skansen Bardejov und Pribylina besitzen jeweils gleich zwei davon.
Dieser Auszug stammt aus dem Trescher-Reiseführer SLOWAKEI von Frieder Monzer.
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