Ukraine-Lesebuch

Literarische Streifzüge durch die Ukraine

1. Auflage 2006, 512 Seiten
ISBN 978-3-89794-097-0

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Galizische Schnapsbrenner, Karpatenräuber, Wunderrabbis, schrullige Hexen, bolschewistische Revolutionäre, heißblütige Kosaken, fluchende Grenzwächter oder einfach nur Reisende begleiten den Leser auf einem literarischen Streifzug durch die Ukraine. Die eindrucksvollen Schilderungen von Autoren wie Jurij Andruchovych, Rose Ausländer, Joseph Roth, Andrej Kurkov, Karl Schlögel und vielen anderen eröffnen einen faszinierenden Einblick in die Vielfalt der ukrainischen Landschaft und die Kultur eines Volkes mit einer großen Seele. Eine auf dem deutschsprachigen Markt einzigartige Anthologie.

» Die eindrucksvollen Schilderungen eröffnen einen faszinierenden Einblick in die Vielfalt der ukrainischen Landschaft und die Kultur eines Volkes mit einer wahrlich großen Seele. «

Nürtinger Echo

Außerdem im Trescher-Verlag:
Reiseführer Ukraine

Nachwort

Noch heute wissen viele Menschen hierzulande kaum etwas über die Ukraine, die seit Mai 2004 unmittelbarer Nachbar der Europäischen Union ist. Die Ukrainer werden selten als eigenständiges Volk wahrgenommen, sondern gelten gemeinhin als regionale Variante der russischen Nation. Diese Sichtweise ist unter anderem darauf zurückzuführen, daß die Ukraine über Jahrhunderte unter Fremdherrschaft stand und nach 1945 hinter dem ›eisernen‹ Vorhang ›verborgen‹ war. Erst 1991, nach dem Zerfall des Sowjetimperiums, konnten die Ukrainer einen eigenen unabhängigen Staat proklamieren und die ›Rückkehr nach Europa‹ anstreben. Ein Meilenstein in diesem langwierigen Annäherungsprozess war die ›Revolution in Orange‹ im Herbst 2004, die für die meisten Zeitgenossen im Westen völlig überraschend kam – nur wenige Monate zuvor hatte der damalige EU-Kommissions-Präsident Romano Prodi die Ukraine noch als ›hoffnungslosen Fall‹ bezeichnet. Nun demonstrierten plötzlich die Bürger dieser vom Westen vernachlässigten Nation zivilen Ungehorsam und begehrten furchtlos und selbstbewußt gegen die politische Bevormundung auf. Sie mischten sich beherzt in den Lauf der Geschichte ein und offenbarten der Weltgemeinschaft eine unbekannte Seite ihres Landes.

Das vorliegende Buch soll einen Beitrag leisten, um dem deutschen Leser die Ukraine mit ihrer wechselvollen Geschichte und ihrer geografischen und kulturellen Vielfalt näher zu bringen. Es möchte ihn ermuntern, diesen Teil Osteuropas mit neugierigen Augen zu betrachten, dem Leben der Menschen in seinen verschiedenen Facetten über die Jahrhunderte hinweg nachzuspüren und anhand der literarischen Streifzüge selbst Lust auf eine Reise in die Ukraine zu entwickeln. Hierzu präsentiert die Anthologie Beiträge von Autoren, die sich vom Mittelalter bis zur Neuzeit mit dem Land in der geografischen Mitte Europas auseinandersetzten, – sei es, daß sie aus der Ukraine stammten oder den größeren Teil ihres Lebens dort verbrachten, sei es, daß sie lediglich zu Gast oder auf der Durchreise waren. Sie alle wurden jedoch in ihren Beobachtungen, Empfindungen und Erlebnissen vom einzigartigen Zusammenspiel der Landschaft, der Geschichte und den Menschen, die hier lebten, tief beeindruckt.

Da watschelte Anfang der 1990er Jahre ein melancholischer Pinguin so hinreißend durch die postkommunistische Mafia-Gesellschaft der ukrainischen Hauptstadt, daß sein geistiger Ziehvater, der russischschreibende Andrej Kurkov auch beim Lesepublikum hierzulande bekannt wurde. Ihm folgte wenige Jahre später mit Jurij Andruchovych einer der bekanntesten und streitbarsten zeitgenössischen Literaten der Ukraine auf die deutsche Literaturbühne. Andruchovych zeichnet in seinen Büchern ein ebenso poetisches wie lebensnahes Bild seines Heimatlandes und liefert dem deutschen Lesepublikum damit einen Beleg für die Kraft und den gedanklichen Reichtum der ukrainischen Sprache. Damit befindet er sich in bester Gesellschaft zu einem literarischen Klassiker wie Taras Shevchenko. Dessen Werk wird als epochales Ereignis in der ukrainischen Literatur verehrt, wird ihm doch eine Schlüsselrolle bei der Herausbildung des ukrainischen Nationalbewußtseins zugeschrieben. Einen bedeutenden Ruf als engagierter Verfechter der nationalen und sozialen Befreiung des ukrainischen Volkes genießt auch der aus Ostgalizien stammende Schriftsteller Ivan Franko, dessen Übersetzungen deutscher Literatur ins Ukrainische von großer Bedeutung für den kulturellen Austausch zwischen beiden Völkern waren. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts fanden u.a. Rainer Maria Rilke, der die Ukraine bereiste, und Heinrich Böll, den der Zweite Weltkrieg nach Odessa verschlug, den Weg in die ›Terra incognita‹. In der DDR entstanden zahlreiche Reportagen und Übersetzungen aus dem Ukrainischen. Bekannte ostdeutsche Schriftsteller wie Heinz Knobloch und Günther Stein vermittelten ein bis heute lebendiges Bild der sowjetischen Ukraine. Auch polnische, tschechische, ungarische und russische Autoren erkundeten das Land und berichteten über die wundersame Seelenlandschaft am östlichen Rande Europas. Schließlich kommen international bekannte jüdische Schriftsteller wie Joseph Roth, Rose Ausländer und Paul Celan als Stimmen Galiziens zu Wort, das bis zur Vernichtung des osteuropäischen Judentums durch die Nationalsozialisten und ihre Helfer ein Kernland jüdischer Kultur war.

Die Gedichte, Erzählungen, Romanausschnitte, Chroniken, Legenden und Reisetagebücher all dieser Autoren werfen einen kaleidoskopartigen Blick auf die historisch und kulturell sehr unterschiedlich geprägten Regionen des Landes. In der Westukraine wird zunächst das ländlich geprägte Galizien mit L’viv (Lemberg), der Hochburg des ukrainischen Nationalismus, beschrieben. Es folgt die Bukowina, in deren literarischen Zeugnissen der Glanz der Habsburger Monarchie auflebt und die von der einstigen ethnischen und konfessionellen Vielfalt und Toleranz zeugen. In den waldreichen Karpaten demonstrieren die Nachkommen der sagenumwobenen Bergbewohner bis heute ein ebenso ausgeprägtes Regionalbewußtsein wie die Menschen im ungarisch geprägten, im Westen nahezu unbekannten Transkarpatien, dem Dreiländereck im südwestlichsten Zipfel der Ukraine. Scheinbar vergessen sind die deutschen Kolonisten, die seit Anfang des 19. Jahrhunderts in Wolhynien siedelten und deren tragisches Schicksal Kriege, Grenzverschiebungen und politische Verwerfungen zeichneten. Anders verhält es sich mit Kiew. Die ukrainische Hauptstadt ist eine der ältesten Städte des östlichen Europa und ein unbestrittenes Zentrum von Kultur und Wissenschaft, dessen Bürger zwar meist Russisch sprechen, bei den letzten Wahlen dem ›orangen‹ Lager aber den Vorzug gaben. Östlich des Dnepr lag einst die Kornkammer der Sowjetunion, hier befinden sich die Zentren von Bergbau und Schwerindustrie. Hier spricht und fühlt man russisch ebenso wie in der Hafenstadt Odessa, in der religiöse Toleranz und kosmopolitisches Leben einst das Tor zur weiten Welt bildeten und einen eigentümlichen Humor hervorbrachten. Da ist die Krim, deren mehrheitlich russische Bevölkerung mit den zahlreichen sonnenhungrigen Gästen großzügig Herd und Hof teilt, den rückkehrenden Krimtataren aber das Leben in der alten neuen Heimat schwer macht.

Nicht alle Regionen, Landschaften und Städte konnten wegen des begrenzten Umfanges dieses Buches berücksichtigt werden. Zudem wird mancher Leser den einen oder anderen wichtigen literarischen Text oder bekannten Autoren vermissen.

Ich möchte mich bei all denjenigen bedanken, die mir bei der Zusammenstellung der Texte wichtige Hinweise gaben und mir bei dieser Arbeit mit Rat und Tat zur Seite standen.

Evelyn Scheer, Sommer 2006

Versunkene Landschaft Ostgalizien

Ivan Franko: Die galizische Schöpfungsgeschichte 11
Volkslied: Kahanetz 14
Akiba Nagelberg: Der Wolf zahlt mit der Haut 17
Scholem Alechjem: Es ist eine Lüge 18
Joseph Roth: Brief aus Polen 22
Alexander Granach: Ich trage den Namen eines freundlichen Mannes 27
Isaak Babel‘: Brody 1920 32
Adam Zagajewski: Nach Lemberg fahren 34
Timofij Havryliv: Die morgendliche Stadt 37
Karl Schlögel: Metropole im Übergangsgebiet 38
Iryna Vil’de: Romans Heirat 42
Osyp Makovej: Wie Schewtschenko Arbeit suchte 49
Jurij Andruchovych: Das Stanislauer Phänomen 54

Der Duft der Karpaten

Ol’ha Kobyljans’ka: Die Bettlerin 63
Maximilian Glinski: Kosma Zajetz 65
Osyp Jurij Fed’kovych: An den Floßlenker 68
Mychajlo Kocjubyns’kyj: Auf der Alm 69
Hnat Chotkevych: Bei den Opryschken 76
Martin Pollack: Karpatenräuber 85

Grüne Mutter Bukowina

Vince Batthyany: Reise durch einen Theil Ungarns, Siebenbürgens, der Moldau und Buccovina im Jahr 1805 93
Rudolf Wagner: Reisetagebücher des österreichischen Kaisers Franz I. 95
Max Zelgin: Zar Alexander in Czernowitz 97
Volkstümliche Überlieferung: Baba Jaudocha-Dokia 98
Volkstümliche Überlieferung: Das Zauberei 100
Ludwig Adolf Staufe-Simiginowicz: An die Heimat 101
Karl Emil Franzos: Matthias Zenner 102
Klara Blum: Wassilka, die Bäuerin 114
Leopold von Sacher-Masoch: Der Besuch beim Wunderrabbi von Sadagora 118
Rose Ausländer: Bukowina III 122
Mutterland 123
Czernowitz 124
Alfred Gong: Topographie 125
Moses Rosenkranz: Bukowina 1940–1941 127
Paul Celan: Nähe der Gräber 128
Georg Heinzen: Wo die Hunde die Namen olympischer Götter trugen 129

Dreiländereck Transkarpatien

Karel Capek: Die Ballade von Juraj Cup 133
Anna Seghers: Bauern von Hruschowo 138
Franz Carl Weiskopf: Heimkehr 143
Béla Illés: Uzhorod liegt in Marokko 149
Andrzej Stasiuk: Expedition ins Niemandsland 158

Deutsche Kolonisten in Wolhynien

Sagen: Schlafende Soldaten im Hügel 163
Scheinbare Hexen 164
Christian Bäuerle: Wolhynienfahrt 165
Hertha Karasek-Strzygowski: Der Dorfschmied Ferdinand Wolf 168

Unter den Kastanien von Kiew

Die Nestorchronik: Die Reise des Apostels Andreas durch das russische Land 177
Volkslied: Wassili der Trunkenbold 179
Johannes Bobrowski: Die Taufe des Perun. Kiew 988 188
Osip Mandel’shtam: Kiew 190
Boris Pasternak: Ballade 195
Ivan Drach: An das Werk ›Arsenal‹ 197
Mykola Bazhan: Morgen 198
Il’ja Erenburg: Babi Jar 200
Semën Shurachovych: Der kleine Junge 201
Pjatrus‘ Brouka: Kiew 203
Maksym Ryl’skyj: Herbstliches Kiew 204
Volodymyr Drozd: Der einsame Wolf 205
Jevhen Hucalo: Haare, rötlich wie Herbstlaub 213
Andrej Kurkov: Mischa-Pinguin 217
Jurij Andruchovych: Tagebuch eines Demonstranten in Kiew 220

Mächtiger Dnepr

Taras Shevchenko:
Vermächtnis 227
Kosakenlied 228
Nikolaj Gogol: Auf der Insel Chortiza 229
Pantelejmon Kulis: Saporoger Gericht 231
Marko Vovchok: Maksym Hrymacz 239
Stepan Vasyl’chenko: Im Chutor 245
Rainer Maria Rilke: Das Lied von der Gerechtigkeit 250
Ivan Hryhurko: Geos und Artimnasa 257
Hryhir Tjutjunnyk: Himmelsrand 264

Steppenland

Aleksandr Pushkin: Masepa 271
Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene 273
Panas Myrnyj: Die Feldfee 276
Ostap Vyshnja: Jahrmarkt 287
Erika Karlowna: Babuschka Luba 297
Oleksandr Dovshenko: Verzauberte Desna 303
Julia Drunina: Wermut 310

Nach Odessa fuhr ich übers Meer

Marianne Vincent: Am Schwarzen Meer 313
Immanuel Weissglas: Schwarzmeer-Muscheln 314
Eduard Bagrickij: Die Schmuggler 315
Isaak Babel‘: So wurde es in Odessa gemacht 318
Valentin Kataev: Am Sonntag 324
Konstantin Paustovskij: Labyrinthe aus Speerholz 331
Heinrich Böll: Damals in Odessa 335
Jurij Shcherbak: Die Heimkehr 339
Vladimir Bushnjak: Weiße Wirbel 351
Dinah Kalinovskaja: Auf dem Viktualienmarkt 356
Il’ja Mitrofanov: Studjony-Straße 360
Neal Ascherson: Vogeldreck 364
Christian Schüle: Schneiders Freundin 367

Die Krim – auf den Spuren der Zaren und Tataren

Fridolin Schoultz: Ein Kaiserzug durch die Krim 373
Heinz Knobloch: : Geschichte in Bachtschissarai 376
Aleksandr Pushkin: An die Fontäne im Palast von Bachtschissarai 378
Karl Koch: Marie Potocka 379
Adam Mickiewicz: Aluschta bei Tag 381
Konstantin Paustovskij: Der Segelmacher 382
Ostap Vyshnja: Die Berge 387
Viktor Erofeev: Die Krim ist unschuldig 390
Nachwort 392
Quellenverzeichnis 395

Evelyn Scheer (Hrsg.)

Visum für Reisen auf die Krim
Für Reisen auf die Krim wird ab sofort ein russisches Visum benötigt. Informationen zum Visum und Kontaktadressen gibt es auf der Website der Russischen Botschaft.
(3.4.2014)