Baskenland

Sportliches Baskenland – von Pilota bis Holzhacken

Ein Pilota-Spieler schlägt den Ball mit bloßer Hand, zwei weitere schauen zu ihm
Pilota kann mit Schläger oder der bloßen Hand gespielt werden (© Pixelillo/CC BY-SA 4.0)

Das Baskenland ist in etwa genauso sportverrückt wie jede andere Gegend der Welt, allerdings mit eigenen Akzenten, denn eine Reihe ganz eigener Sportarten genießt neben den internationalen große Popularität. Sollte sich bei einer Reise ins Baskenland die Gelegenheit bieten, an einem Sportevent teilzunehmen, sollte man sich das nicht entgehen lassen, sei es ein Pilota-Turnier oder ein eher uriger Wettstreit im Holzhacken oder Steinestemmen.

Pilota – Nationalsport Nr. 1

Der unangefochtene baskische Nationalsport wird mit großem Eifer gespielt und verfolgt. Im baskischen Regionalfernsehen werden an jedem Wochenende Wettkämpfe live übertragen. Das Spielfeld frontón oder baskisch pilotalekua bildet in den Dörfern einen wichtigen sozialen Treffpunkt und steht dem Rathaus oder der Kirche oft direkt gegenüber. Dort wird meist unter freiem Himmel gespielt, doch im Profisport sind perfekte Rahmenbedingungen gefordert. Die beiden größten Hallen in Bilbao und Pamplona fassen je 3000 Zuschauer.

Der Sport kennt eine ganze Reihe unterschiedlicher Varianten. Allen gemeinsam ist, dass das Spielfeld von zwei elf Meter hohen Wänden begrenzt wird, einer Frontwand, die meist direkt bespielt wird, und einer Seitenwand, die sekundär genutzt werden kann. Es treten entweder zwei Individuen oder Mannschaften aus zwei Spielern gegeneinander an. Die Grundzüge des Wettbewerbs sind beim Zuschauen relativ leicht zu erfassen. Es geht darum, den kleinen Ball in einer Mindesthöhe gegen die Frontwand zu spielen, nach einem Auftippen auf dem Boden muss er von der gegnerischen Mannschaft zurückgeschlagen werden. Berührt der Ball zweimal den Boden oder verlässt das Spielfeld, ist der Spielzug zu Ende und es wird ein Punkt vergeben. Wer zuerst 22 Punkte erreicht, hat gewonnen.

Vom Baskenland in die ganze Welt

Unter den insgesamt vierzehn möglichen Spielvarianten dominieren drei Grundformen: das Spiel mit der manchmal bandagierten bloßen Hand, das mit Holzschläger oder das mit einem langen konkaven Korb, der am Handgelenk befestigt ist. Mit der letzteren Version können ungeheure Wurfgeschwindigkeiten erzielt werden.

Die pilota bildet einen integralen Bestandteil baskischer Kultur und Identität. Nicht selten vernimmt man Erhebungen ins Mystische, die erklären, die steinzeitlichen Schäfer hätten bereits mit Steinen gegen die Wände von Dolmen gespielt. Realistischer ist, dass das Spiel auf das im Mittelalter in französischen Klöstern entstandene jeu de paume zurückgeht. Ab dem 16. Jahrhundert kam es in Adel und Bürgertum in Mode, und schließlich entwickelte sich daraus unter anderem auch Tennis. Im Baskenland ging man eigene Wege. Von dort verbreitete sich pilota in anderen spanischen Regionen und nach Lateinamerika. Miami gilt als eine der Hochburgen des jai-alai, der Variante mit dem gebogenen Wurfkorb namens xistera.

Nicht zu verwechseln ist pilota mit dem aus Mexiko importierten und inzwischen in Spanien hochpopulären pádel. Das könnte man als eine Mischung aus Tennis und Squash beschreiben, es lässt sich leicht daran erkennen, dass das Spielfeld auf allen Seiten von Glaswänden begrenzt ist.

Herri Kirolak – traditionelle baskische Sportarten

Das Klischee vom kraftstrotzenden Basken dürfte auch die traditionellen ländlichen Wettkämpfe befeuert haben. Sie haben ihren Ursprung in den alltäglichen Arbeiten, die Bauern auf ihren Höfen oder im Wald verrichten müssen. Zum Zeitvertreib maßen sich die Landarbeiter in Kraft und fachlicher Kompetenz. Vergleichbare Sportarten existieren auch in anderen Gegenden der Welt. So ist das amerikanische Rodeo nichts anderes als ein Wettbewerb professioneller Fähigkeiten im Cowboy-Alltag.

Das Publikum ist jedenfalls mit Begeisterung dabei, schließlich werden auch Wetten abgeschlossen. Wenn sich die Gelegenheit bietet, einem solchen spektakulären Wettkampf beiwohnen zu können, sollte man diese nicht verpassen. Die größten Chancen hat man bei Stadt- und Dorffesten.

Wie jede andere Sportart folgen die Wettbewerbe einem präzise definierten Regelwerk, das von Schiedsrichtern durchgesetzt wird. Wie beim pilota finden Profiwettbewerbe oft in Sporthallen statt, andere unter freiem Himmel. Die nationale Föderation erkennt offiziell 18 Disziplinen an.

Aizkolaritza – Holzhacken für Fortgeschrittene

Im Zuschauerinteresse ganz oben steht Aizkolaritza, das Holzhacken. Diese Spielart geht nicht auf das Bäumefällen zurück, sondern auf die Arbeit der Köhler. Dabei wird eine bestimmte Zahl vorher genau vermessener Baumstämme horizontal in einer Linie auf dem Boden ausgebreitet. Der Aizkolari steigt mit beiden Füßen auf den Stamm und zerteilt ihn mit der Axt zwischen seinen Beinen.

Um trotz der natürlichen Unterschiede in Dicke und Festigkeit des Buchenholzes ein Minimum an gleichen Bedingungen zu schaffen, dürfen sich die Teilnehmer ihre Stämme selbst aussuchen. Folglich lassen sich auch keine exakten Rekordmarken festlegen. Als Höchstleistung gilt beispielsweise das von Iker Vicente 2020 in Pamplona erzielte Ergebnis: Er zerteilte 14 Stämme von 43 Zentimetern Durchmesser in 26 Minuten und 46 Sekunden. Es handelt sich also nicht um einen Geschwindigkeits- sondern einen Ausdauersport.

Daneben werden unter anderem Wettbewerbe im Heuballenwerfen, Pferdewagenheben, Baumstammsägen, Steinestemmen, Maiskolbeneinsammeln oder Sensen ausgetragen. Auch Sackhüpfen und Tauziehen gehören zu den offiziellen Wettkampfdisziplinen. Etliche andere werden nur in bestimmten Regionen gepflegt. Und schließlich gibt es auch noch solche, bei denen Tiere zum Einsatz kommen, beispielsweise durchaus beeindruckende Geschicklichkeitswettkämpfe von Hütehunden.

Eine Übersicht der anstehenden Wettbewerbe bietet http://www.herrikirolak.eus.

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Dieser Textauszug stammt aus dem Trescher-Reiseführer BASKENLAND von Jens Wiegand.

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