Fischland Darß Zingst

Zeesenboote – unter rotbraunen Segeln

Drei Zeesboote bei einer Regatta auf dem Bodden
Zeesenbootregatta bei Bodstedt (© Stefan Dinse/shutterstock.com)
Rund 600 Jahre waren die Zeesenboote, plattdeutsch Zeesboote, zwischen dem Saaler Bodden und dem Stettiner Haff im Einsatz. Aber in erster Linie sind die Boote typisch für die vorpommersche Boddenküste. Hier gehören sie bis heute ganz einfach zum Landschaftsbild.

Mit Zeesenbooten wurde noch bis in die 1970er Jahre nach einem speziellen Grundschleppnetzverfahren auf den seichten vorpommerschen Boddengewässern gefischt, vor allem Aal, Hecht und Barsch. Da Zeesenboote keinen Kiel haben, sondern stattdessen ein versenkbares Schwert, konnten sie sich samt ihrem Netz, der sogenannten Zeese, quer vor dem Wind treiben lassen.

Das Schlepp- beziehungsweise Treibnetz gab dem Boot seinen Namen. Zum Offenhalten des Netzes wurden »voraus und achtern« lange Driftbäume ausgeschoben. Zeesenboote sind zwischen 7 und 14 Meter lang, 3 bis 4,20 Meter breit, ihr Tiefgang reicht von nur 60 Zentimetern bis zu 1,70 Metern. Das macht sie für die flachen Boddengewässer besonders tauglich.

Bis zu fünf Segel können bei den zweimastigen Booten gesetzt werden. Charakteristisch für die Zeesenboote sind neben dem dickbauchigen, nussschalenartigen Schiffsrumpf vor allem ihre rotbraunen Segel. Die Farbe erhalten die Baumwollsegel durchs Imprägnieren mit Lohe, einer Brühe aus Teer, Holzrinde, Ocker, Rindertalg und Lebertran.

Zeesenboote im Hafen von Dierhagen
Zeesenboote im Hafen von Dierhagen (© ricok/shutterstock.com)

Vom Fischerkahn zum Freizeitsegler

Nach dem Niedergang der Zeesenfischerei vor etwa 40, 50 Jahren takelte man die Boote ab, versah sie mit einem Ruderhaus und nutzte sie als Kleinkutter. Heute liegen die noch erhaltenen Zeesenboote als beliebte Ausflugsboote in allen Darßer Boddenhäfen. Insgesamt sollen es noch über 100 sein, die als »unter Segeln« stehend registriert sind.

Viele ihrer Besitzer wurden inzwischen zu Freizeitskippern. Sie schippern in ihren traditionellen Fischerseglern aus Holz im Sommer regelmäßig Touristen zu den schönsten Stellen der schilfumwucherten Bodden. Beliebt sind auch die Ausfahrten im Herbst zum Kranichzug.

Zu den sommerlichen Highlights der Boddenhäfen – zwischen Juni und September – gehören die eindrucksvollen Zeesenbootregatten. Sie finden schon seit 1909 statt, offiziell und als touristische Attraktion seit 1965 in den Häfen von Barth und Bodstedt, in Dierhagen und Althagen sowie in Wustrow und Zingst. Bei diesem Spektakel lässt sich auch erkennen, wie schnell und erstaunlich wendig diese Boote sind.

Anbieter von Segeltörns

Zeesenbootsegeln, ab Hafen Wustow mit den Zeesenbooten »Butt« und »Bill«; Mai–Okt. tgl. 11, 13, 15 u. 17 Uhr, Buchungstel. bei Jochen Eymael 0151/28776273.

Zeesboottörn, Nordseite 4, 18375 Wieck am Darß, Tel. 0174/4421750; Mai–Okt. nach telefonischer Absprache in der Regel um 11, 14 und 16 Uhr. Boddenrundfahrten mit dem Skipper Martin Rurik auf historischen Zeesbooten.

Segelschule Boddenskipper, Dorfstr. 27, 18347 Dierhagen-Dorf, Tel. 0170/4512671. Tretboot- und Ruderbootverleih, Segelschule und Segeltouren zum Boddenhafen von Ahrenshoop-Althagen, Zeesenboot- Touren über die Boddenlandschaft. www.boddenskipper.de

Cover Trescher-Reiseführer Fischland-Darß-Zingst

Dieser Textauszug stammt aus dem Trescher-Reiseführer FISCHLAND DARSS ZINGST von Grażyna und Wolfgang Kling.

FISCHLAND DARSS ZINGST

Mit Hansestadt Stralsund
Mit zahlreichen Hinweisen für Aktivurlauber

2., aktualisierte Auflage 2023
180 Seiten
ISBN 978-3-89794-619-4

12,95 €

 

Im Trescher Verlag sind zahlreiche weitere Reiseführer zu Zielen in DEUTSCHLAND erschienen.