Ostholstein

Knicks – ab durch die Hecke

Feld mit Knicks
Knicklandschaft: nicht nur schön anzuschauen, sondern auch ökologisch wertvoll (© Thorsten Schier/shutterstock.com)
Mit Sträuchern und Bäumen bestandene Erdwälle, sogenannte Knicks, prägen die schleswig-holsteinische Landschaft. Die vor rund 250 Jahren aufgekommenen Hecken stehen als überaus wertvoller und artenreicher Lebensraum heute unter besonderem Schutz.

Diese Flurstücke umgrenzenden Wallhecken entstanden ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts im Zuge umfangreicher Agrarreformen. Die bis dahin gemeinschaftlich genutzten Flächen in den gutsfreien Dörfern wurden vermessen, parzelliert und den Bauern als privates Eigentum zugewiesen. Zur Abgrenzung und als Schutz vor Viehtritt legten sie Erdwälle an und bepflanzten diese mit Sträuchern und einzelnen Bäumen. Damit ein undurchdringlicher »Zaun« wachsen konnte, wurden die jungen Triebe der Gehölze seitlich angeritzt, nach unten geknickt und in die Erde gesteckt, wo sie neue Wurzeln bildeten. Folglich leitet sich die Bezeichnung »Knick« vom Verb »knicken« ab.

Knicks erfüllen aber noch weitere Funktionen: Die bei ihrer Pflege anfallenden Äste und Zweige dienten als Brennholz, die ausgewachsenen Bäume als Bauholz. Außerdem fungieren die Wallhecken seit jeher als natürlicher Windschutz für die Nutzflächen und verhindern Erosion und Austrocknung des Bodens. Darüber hinaus haben sie einen hohen ökologischen Wert und sind Lebensraum für viele, teils gefährdete Tier- und Pflanzenarten. Wege, die an beiden Seiten von einem Knick gesäumt werden, Doppelknicks sozusagen, werden Redder genannt. Sie sind ökologisch besonders bedeutsam.

Artenvielfalt auf kleinem Raum

Typische Knickpflanzen sind schnell austreibende und dornige Gehölzarten wie Hainbuche, Hasel, Holunder, Weißdorn, Schlehe und verschiedene Brombeerarten. Dazwischen stehen markante Einzelbäume, oft mehr als 100 Jahre alte Eichen oder Buchen, die Überhälter heißen. In einem einzigen Knick können bis zu 1800 Tierarten vorkommen, hauptsächlich Insekten. Viele Singvögel finden hier ein reiches Nahrungsangebot und nutzen die Knicks als Brutplatz. Auch Kleintiere wie Igel, Marder oder Haselmaus fühlen sich wohl.

Um die wilden Hecken und ihre vielfältigen Funktionen zu erhalten, ist eine fachgerechte Pflege notwendig. Alle 10 bis 15 Jahre werden sie deshalb »auf den Stock gesetzt«. Dabei werden die Gehölze kurz über dem Erdboden abgesägt, damit sie wieder frisch austreiben. Die Überhälter dürfen nicht gefällt werden, es sei denn, auf dem Knick stehen andere Überhälter, die weniger als 60 Meter entfernt sind. Im Zuge der gestiegenen Nachfrage nach erneuerbaren Energien wird das Knickholz mittlerweile auch gern als Energielieferant in Biomassekraftwerken verwendet.

Ursprünglich war das Netz der Knicks sehr viel dichter. Es wurde mit der Mechanisierung der Landwirtschaft im Zuge des Siedlungs- und Straßenbaus ausgedünnt. Inzwischen hat man jedoch den Wert der Knicks als Kulturdenkmal und Kleinbiotop erkannt. Daher gibt es klare Regeln zu ihrem Schutz.

Luftbild von Feld mit Knicks
Typisch Schleswig-Holstein (© studioverde/shutterstock.com)
Cover Trescher-Reiseführer Ostholstein

Dieser Textauszug stammt aus dem Trescher-Reiseführer OSTHOLSTEIN von Tanja Schridde.

OSTHOLSTEIN

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1. Auflage 2023
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ISBN 978-3-89794-577-7

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