Steiermark

Steierischer Höhenflug – das Dachsteinmassiv

Treppe als Aussichtspunkt in schwindelnder Höhe
»Treppe ins Nichts« – Wagemutige werden mit grandioser Aussicht belohnt (© irakite/shutterstock.com)

Das Dachsteinmassiv mit dem höchsten Gipfel der Steiermark ist bequem durch eine Bergbahn erreichbar. Die Gletscher seines Gipfelbereichs, der Skywalk und die atemberaubende Hängebrücke bieten unvergessliche Natureindrücke. Die nahegelegenen Seitentäler der oberen Enns um Schladming versprechen bis auf 2000 Meter Höhe intensive Wandererlebnisse.

Die mautpflichtige Dachsteinstraße biegt bald hinter Ramsau nordwärts von der Straße Ramsau–Filzmoos ab. Nach einigen abenteuerlichen 210-Grad-Kurven erreicht man die Glösalm, ein beliebtes Einkehrlokal und Ausgangspunkt von Wanderungen auf 1571 Meter. Grandios überwölbt die Dachsteinsüdwand die Straße. Nach gut vier Kilometern ist die Talstation der Dachsteinseilbahn erreicht. Von hier, von der Türlwandhütte (1678 Meter), eröffnet sich in strahlender Helle ein einzigartiges Panorama auf den höchsten Berg der Steiermark, den Dachsteingipfel.

In sieben Minuten Fahrzeit (Bergfahrt alle 20 Minuten) gelangt man seit 1966 mit einer Seilbahn von der Türlwandhütte 1000 Meter hoch zum Hunerkogel auf 2700 Meter, der Bergstation. Fast 200 000 Touristen zieht es jedes Jahr zu diesem meistbesuchten Punkt der Steiermark. Nur der Wallfahrtsort Mariazell verzeichnet mehr Besucher – doch das sind ja Pilger und keine Touristen im eigentlichen Sinn. Die Fahrt selbst ist atemberaubend. Von Westen her grüßt der Rötelstein, ein isoliert vom Dachsteinmassiv stehender Bergkegel. Ohne jeden Stützpfeiler schwebt man auf einer Länge von 2147 Metern über der steil abfallenden Wand empor.

Nur für Unerschrockene – die »Treppe ins Nichts«

Die Bergstation besitzt mit ihrem Skywalk, einer Aussichtsplattform, die weit in den Äther hineinragt und eine durchsichtige Bodenplatte besitzt, eines der spektakulärsten Panoramen der gesamten Alpen. Wer nicht schwindelfrei ist, sollte auf den Blick von der und durch diese Plattform verzichten. Bei gutem Wetter geht der Blick vom Großglockner im Nordwesten über den Türlspitz bis nach Slowenien im Südosten.

In den Morgen- und Abendstunden versammeln sich auf der Plattform viele Menschen, um den Sonnenauf- und -untergang zu erleben, der hier wahrhaft ein Erlebnis ist: Beim Sonnenaufgang sind Dachstein und Gletscher in ein unwirkliches rotes Licht getaucht. Zu diesem Zweck werden von Ende Juni bis Ende September »Sky-Walker-Frühstücke« veranstaltet, wobei die Seilbahn zu besonderen, vom jeweiligen Sonnenaufgang abhängigen Zeiten auf den Berg fährt. Eine kuriose Tatsache ist, dass die Landesgrenze zwischen Steiermark und Oberösterreich genau durch das Lokal verläuft.

Nur wenige Schritte vom Skywalk entfernt gibt es eine weitere einzigartige Sehenswürdigkeit, den Dachstein-Eispalast. Hier kann man das Gletscherinnere betreten. Acht Meter unterhalb der Gletscheroberfläche wurden von chinesischen Künstlern in wochenlangem Ringen Säle und Skulpturen aus dem Eis modelliert. Es herrscht eine konstante Temperatur von 0,2 Grad; die Beleuchtung in verschiedenen Farben schafft eine unwirkliche Traumstimmung.

Der Eispalast ist mit einer grandiosen Hängebrücke verbunden, die noch mehr als der Skywalk Besucher über den gähnenden Abgrund führt. Auf der Brücke gibt es eine kleine Ausbuchtung, »Treppe ins Nichts« genannt – nur Hartgesottene schaffen es, weit über den Abgrund hinausragend, ohne ängstliche Gefühle zu verweilen.

Hängebrücke im Hochgebirge
Von der Hängebrücke schaut man zum Hohen Dachstein (© K3S/shutterstock.com)

Eisige Gletscherwelt

Jenseits der Bergstation beginnt das große, bis zu 90 Meter mächtige Gletschermassiv; dieser Abschnitt wird oft auch Schladminger Gletscher genannt. Wegen seiner fast am Ostrand der Alpen positionierten und nach Norden ausgerichteten Lage innerhalb des Dachsteinmassivs ist der Dachsteingletscher weitaus weniger von Abschmelzung betroffen als beispielsweise die Schweizer Gletscher.

Der Kleine und der Hohe Gjaidstein (2735 bzw. 2794 Meter) flankieren sein Bett an der Nordostseite. Vier Bergspitzen ragen markant an der Mitternachtsseite auf, Torstein und Mitterspitz (2948 bzw. 2926 Meter), dann der Hohe Dachstein (2996 Meter) und der Niedere Dachstein (2836 Meter). Der Hohe Dachstein ist durch Klettersteige bezwingbar, allerdings nur für erfahrene Alpinisten zu empfehlen. Seilsicherung und absolute Schwindelfreiheit sind unabdingbar.

Für Flachland-Touristen gibt es Alternativen: Ein Muss bei einem Besuch des Dachsteingletschers ist ein Fußmarsch zur knapp eine Stunde entfernten Seethalerhütte (Dachsteinwarte) auf 2740 Metern, wohl die einfachste aller Dachsteinwanderungen. Doch in dieser Welt des ewigen Eises kann diese Strecke wegen der oberflächlichen Aufschmelzung des Schnees in der Mittagszeit im Sommer zumindest für die Füße sehr nass werden. Hier muss man geeignete wasserfeste Trekkingschuhe besitzen. Die Mächtigkeit des Gletschers ist besonders beeindruckend am Fuß des »Nördlichen Dirndls« zu beobachten.

Cover Trescher-Reiseführer Steiermark

Dieser Textauszug stammt aus dem Trescher-Reiseführer STEIERMARK von Gunnar Strunz.

STEIERMARK

Zwischen Salzkammergut und Dachstein, Graz und Murtal.
Mit einem Ausflug in die slowenische Untersteiermark

6., aktualisierte Auflage 2023
360 Seiten
ISBN 978-3-89794-615-6

18,95 €

 

Im Trescher Verlag sind zahlreiche weitere Reiseführer zu ÖSTERREICH erschienen.