Südwestfrankreich

Teuflisch gut: der Pont Valentré in Cahors

Die Bogenbrücke Pont Valentré in Cahors spiegel sich im Fluss Lot in Südwestfrankreich
Der Pont Valentré (© travellight/shutterstock.com)

Wahrzeichen von Cahors ist der Pont Valentré, der ab 1308 im Westen der Stadt als Teil der Stadtbefestigung entstand. Die befestigte Brücke war für die Zeit des 14. Jahrhunderts ein technisches Meisterwerk, was allein schon dadurch bewiesen wird, dass sie heute noch steht.

Ihr Baubeginn fällt in die Zeit der größten Blüte von Cahors, als die Finanzwirtschaft florierte und kurz danach einer der ihren zum Papst gewählt wurde. Durch den Ausbruch des Hundertjährigen Kriegs verzögerte sich der Bau, bis zur Fertigstellung dauerte es mindestens bis 1378.

Die größte Herausforderung waren die oft reißenden Wassermassen des Lot, der vor allem im Frühjahr nach der Schneeschmelze in den Bergen nicht nur mehr Wasser führt, sondern auch entwurzelte Bäume mit sich reißt. Die Zuspitzung der Pfeiler, von denen fünf im Wasser stehen, erwies sich als genialer Schachzug. Das Wasser hat dadurch weniger Angriffsfläche, und die Stämme können weniger Schaden anrichten. Sie werden durch die Strömung an den Pfeilerköpfen vorbeigeleitet.

Die Pfeiler stützen die sechs gotischen Spitzbögen von je 16,50 Metern Spannweite. Die insgesamt 138 Meter lange Brücke wird von drei Türmen bewehrt, die 40 Meter über den Fluss ragen. Der mittlere Turm diente als Beobachtungsposten, die beiden äußeren Türme waren durch Tore und Fallgitter versehen, um den Zugang zur Stadt im Gefahrenfall abriegeln zu können. Außerdem gab es für den Verteidigungsfall auf der Stadtseite eine Barbakane, die allerdings bei der Restaurierung 1879 angerissen und durch ein Tor ersetzt wurde. Zinnen und Maschikulis unterstreichen das wehrhafte Aussehen der Türme.

Bootspartie auf dem Lot

Immerhin erschien die Brücke als so uneinnehmbar, dass weder Engländer während des Hundertjährigen Krieges noch Protestanten im 16. Jahrhundert auch nur den Versuch unternahmen, über den Pont Valentré in die Stadt einzudringen. Den Namen hat die Brücke vom Hafen Valandrès, den es hier vor der Entstehung der Brücke gab. Pilger auf der Wallfahrt nach Santiago de Compostela verlassen Cahors noch heute über die Brücke.

Entlang des hübsch angelegten Quais auf der Stadtseite hat man die besten Blicke vom Festland aus auf den Pont Valentré. Es gibt dort aber auch eine Ablegestelle für Ausflugsboote, denn den allerbesten Blick hat man natürlich vom Fluss aus. In eineinviertel Stunden fahren die Schiffe auf der Lot-Schleife um die Stadt herum.

Dämonenskulptur am Turm der Pont Valentré in Cahors Südwestfrankreich
Ein kleiner Dämon am Mittelturm der Brücke hält den Teufel fern (© pierdest/shutterstock.com)

Mit dem Teufel im Bund

Da man es im Mittelalter für unmöglich hielt, dass Menschen ein solch gewaltiges Bauwerk über den unberechenbaren Lot bauten, musste der Teufel seine Hand im Spiel gehabt haben. Die Legende erzählt, dass der Bischof der Stadt vom langsamen Fortgang der Bauarbeiten genervt gewesen sei und den Baumeister immer wieder antrieb, schneller fertig zu werden. Daher ließ sich der Meister auf einen Handel mit dem Teufel ein. Dieser hatte ihm angeboten, seine ganzen teuflischen Fähigkeiten einzusetzen und alles zu tun, was ihm der Baumeister auftrug, um ihm bei den Bauarbeiten zu helfen – wenn er dafür dessen Seele bekam. Der Baumeister ging auf den Deal ein und so wuchs die Brücke schnell empor.

Dann kam der Zeitpunkt der Entlohnung. Um seine Seele zu retten, hatte sich der Baumeister aber eine List überlegt … Er forderte den Teufel auf, mit einem Sieb Wasser für die Arbeiter zu holen. Natürlich funktionierte das nicht und der Teufel erkannte, dass er über’s Ohr gehauen wurde.

Um sich dafür zu rächen, erschien er fortan jede Nacht und brach den Schlussstein aus dem mittleren Turm, so dass die Maurer ihn am nächsten Tag wieder und wieder ersetzen mussten. Erst seit man an die Stelle einen Stein mit einem kleinen Dämon eingesetzt hat, bleibt er an Ort und Stelle, und der Teufel kann ihn nicht mehr herausreißen. Betritt man die Brücke von der Stadtseite aus, sieht man den kleinen Teufel am mittleren Turm, der auch Teufelsturm genannt wird, oben rechts unterhalb des Turmhelms.

Cover Trescher Reiseführer Suedwestfrankreich

Dieser Textauszug stammt aus dem Trescher-Reiseführer SÜDWESTFRANKREICH von Heike Bentheimer.

SÜDWESTFRANKREICH

Nördliches Okzitanien zwischen Dordogne, Lot und Aveyron
Mit Montauban, Cahors, Moissac und Rodez

1. Auflage 2023
356 Seiten
ISBN 978-3-89794-603-3

19,95 €

 

Im Trescher Verlag sind weitere Reiseführer zu Zielen in FRANKREICH erschienen.