Tansania

Hadzabe – die letzten Jäger und Sammler

Ein Hadzabe geht mit zwei Hunden auf die Jagd in der Savanne
Ein Hadzabe geht auf die Jagd (© Katiekk/shutterstock.com)

Die letzten Jäger und Sammler Tansanias sind im Norden des Landes zu finden. Heute gibt es noch schätzungsweise 700 bis 1000 Hadzabe, doch ganz genau weiß das niemand. Denn das Nomadenvolk besitzt weder Pässe noch materielle Güter. Die Hadzabe kamen vor über 10 000 Jahren in die Region des heutigen Tansania, hielten allen Vertreibungen, Umsiedlungs- und Missionierungsversuchen stand und gehören zu den wenigen Völkern der Erde, die ihren ursprünglichen Lebensstil bis heute beibehalten haben. Der Lebensraum dieses Volkes ist allerdings in den letzten Jahren vor allem durch immer größer werdende Schutzgebiete stark geschrumpft und so wandern sie heute durch die tansanische Steppe.

Die Hadzabe halten sich hauptsächlich am Ufer des Eyasisees und südlich des Ngorongoros sowie der Serengeti auf. Sie betreiben weder Landwirtschaft noch Viehzucht, brauchen keine Uhren oder Terminkalender und leben ganz nach dem Motto: »Die Europäer haben die Uhr, die Afrikaner die Zeit.« Ihre Tage verlaufen mit der Sonne. Die Natur gibt dem Nomadenvolk alles, was es zum Leben benötigt. Die Jäger und Sammler verwenden immer noch Steinwerkzeuge. Die Hadzabe haben sich perfekt an den trockenen Lebensraum angepasst und kennen die Wildnis wie kaum jemand sonst. Ihre besondere Sprache aus Klicklauten ähnelt der Sprache der Buschmänner aus dem Süden Afrikas und ist für andere Völker völlig unverständlich.

Die Frauen sind für das Sammeln von Beeren, Honig und Früchten des Affenbrotbaums zuständig und graben Wurzeln und Knollen aus der Erde. Die Jagd ist ausschließlich Männersache. Dafür werden Pfeil und Bogen aufwendig über dem Feuer hergestellt. Für jede Wildart gibt es einen speziellen Pfeil, der vor der Jagd mit dem Gift der Wüstenrose eingeschmiert wird, um die Wirkung zu verstärken. Die Hadzabe entfachen das gesammelte Brennholz mit kleinen Stöckchen und bereiten darüber ihre Nahrung zu.

Die Jagd (außerhalb der Nationalparks) auf Affen, Perlhühner und andere Vögel, Warzenschweine oder Antilopen ist eine gefährliche Unternehmung. Nicht selten kommen die Männer verletzt zurück. Tiefe Narben spiegeln ihr Leben im Busch und zeigen deutlich, welche Kraft, welchen Mut und welches Wissen sie besitzen. Verletzungen und Krankheiten werden bei den Hadzabe mit natürlichen Heilmitteln behandelt.

Zwei Hütten aus Ästen und ein erloschenes Feuer
Die Frauen der Hadzabe errichten einfache Hütten (© Katiekk/shutterstock.com)

Gefährdeter Lebensraum

Die Hadzabe leben in Gruppen von maximal 50 Erwachsenen mit dazugehörigen Kindern – ohne Häuptling oder sonstige Hierarchien. Das Nomadenvolk wandert friedlich von einem Lagerplatz zum nächsten. Für die Zeit des Aufenthalts bauen die Frauen kleine Hütten aus Gräsern und Zweigen.

Das ursprüngliche Volk ist durch unterschiedliche Einflüsse bedroht. Der enorme Bevölkerungszuwachs, die Nutzung landwirtschaftlicher Flächen, die Viehzucht, die Ausdehnung der Schutzgebiete und das Jagdverbot auf Großwild verringern ihren Lebensraum. Die Emirate zeigen Interesse an ihrem Jagdgebiet, Bauern benötigen mehr Weideland und Felder, das Vieh verschmutzt ihr Trinkwasser, die Wildnis soll geschützt werden, und auch die Hadzabe-Kinder sollen die Schule besuchen. All diese Faktoren erschweren das Leben der letzten Jäger und Sammler Tansanias.

Cover Trescher-Reiseführer Tansania

Dieser Textauszug stammt aus dem Trescher-Reiseführer TANSANIA von Francisca Chengula.

TANSANIA

Mit Serengeti, Ngorongoro-Krater, Kilimanjaro, Ruaha, Tanganyika-See, Nyasa-See, Dar es Salaam und Sansibar

1. Auflage 2023
440 Seiten
ISBN 978-3-89794-561-6

24,95 Euro

 

Im Trescher Verlag sind weitere Reiseführer zu Zielen im NAHEN OSTEN und in AFRIKA erschienen.