Fichtelgebirge

Höhenwanderung auf der Schneebergkette

Blick über Felsen in eine bewaldete Ebene
Blick vom Haberstein – mächtige Granittrümmer prägen die Schneebergkette (© Sabine Fach)

Die Schneebergregion ist ein besonders lohnendes Wandergebiet: Weite Wälder bis in die Höhen, mächtige Granitfelsgipfel, gewaltige Blockmeere, markierte Wege kreuz und quer, und von den Parkplätzen und Bushaltestellen der Orte rundum gut erreichbar. Eine Wanderung auf dem Höhenweg der Schneebergkette zwischen Weißenstadt und Wurmlohpass gehört zu den beeindruckendsten Touren im Fichtelgebirge.

Der kürzeste Aufstieg zum Schneeberggipfel erfolgt von der Höhenklinik Bischofsgrün oder vom Waldhaus Karches an der Fichtelgebirgsstraße in jeweils anderthalb Stunden. Von beiden Wegen lohnt ein Abstecher zum Haberstein (927 m). Am Südwesthang des Schneebergs beeindruckt er durch ein riesiges Granittrümmerfeld, das größte im Fichtelgebirge. Unzählige Felsblöcke und -platten liegen auf einer steilen Fläche von mehreren tausend Quadratmetern wirr durcheinander. Vermutlich haben sie einst einen hohen Felsenturm gebildet. Oberster Teil ist eine Felsmauer mit großartig freiem Blick zum Ochsenkopf und ins Bischofsgrüner Maintal. Das ganze Blockmeer steht seit 1939 unter Naturschutz, ebenso der seltene Tannenbärlapp, der in versteckten Spalten wächst.

Der Schneeberg (1051 m) ist vom Ochsenkopf durch das Tal des Weißen Mains mit der Fichtelgebirgsstraße getrennt. Als höchster Gipfel des Fichtelgebirges und Frankenlandes ragt er aus einer Reihe markanter Berge der Schneebergkette empor. Sein Name wird von Snede = Grenze abgeleitet. Die Gipfelregion, schon weithin sichtbar durch den massiven Betonturm, steht seit 1941 unter Naturschutz. Sie war fast 50 Jahre militärisches Sperrgebiet und ist seit 1996 wieder zugänglich. Bis zum ausgedehnten Geröllfeld des flachen Berggipfels zieht sich der Wald hinauf. Das Areal wurde 2014 von dem kommunalen Energieversorger der Stadt Wunsiedel mit dem Schneebergturm für die Breitbandversorgung erworben, nachdem schon der Mobilfunkanbieter Vodafone den Turm als Mieter nutzt. Außerdem errichtete die Universität Bayreuth eine Forschungsstation.

Vom Backöfele zum Nußhardt

Höchster Punkt ist das Backöfele, eine freistehende etwa sieben Meter hohe Granitwand mit Aussichtsturm (ursprünglich 1926, Neubau 2017). Der seltsame Name wird von der Feuerstelle eines ehemaligen Wartturmes abgeleitet, den der Landesherr 1520 als Glied einer Kette von Signalstationen auf dem Gipfel errichten ließ. Der Sage nach sollen einst in Kriegszeiten geflüchtete Bewohner hier ihr Brot gebacken haben. Am Nordwesthang befindet sich der granitene Tausendmeterstein (1000 m), am Nordhang der Schneebergbrunnen (991 m, höchste Quellfassung des Fichtelgebirges), beide am Backöfeleweg von Bischofsgrün gelegen.

Nordöstlich führt der Höhenweg vom Backöfele in einer Stunde über den Rudolfsattel (830 m) vorbei an den eigenartigen Felsgebilden der Drei Brüder (840 m) zum Rudolfstein (866 m). Seine imposanten Granittürme und -mauern ragen mitten im Hochwald empor. Der schichtähnliche Aufbau ist ein Resultat langer Verwitterung. Eine Holztreppe führt auf den höchsten Felsen. Kaum vorstellbar, dass hier einst eine Ritterburg thronte, deren Erbauer die Felstürme mit Mauern verbunden hatten. Mit dieser Burg wurden 1317 die Herren von Hirschberg belehnt, die jedoch bald als Amtmänner der Nürnberger Burggrafen die unwirtliche Höhe verließen und ins Tal zogen, so dass die Anlage verfiel. Etwa einen Kilometer nordöstlich erinnert ein verschlossener Stolleneingang der Grube Werra an den früheren Uranbergbau.

Vom Rudolfsattel (830 m) führt der Röslauquellweg südlich vorbei an der gefassten Röslauquelle (920 m) am Osthang des Schneeberges in gut einer Stunde zum Nußhardt (972 m). Mit seinen aufgetürmten, wollsackartigen Granit- und Gneisfelsen steht er unter Naturschutz. Eine Treppe führt zum Gipfel, einer Steinplatte mit tiefen Verwitterungsmulden. Sie wurde früher als »Druidenschüsseln« bezeichnet, weil sie als heidnische Opferschalen galten. An der Südseite des Gipfelfelsens befindet sich der schmale Eingang zur Nußhardtstube, einer aus zusammengestürzten Felsblöcken gebildeten Höhle von etwa 50 Metern Länge.

Vom Nußhardt zur Hohen Matze

Vom Nußhardt geht es westlich in einer halben Stunde vorbei an der idyllischen Hartungsquelle zum Haberstein (927 m), südöstlich in einer halben Stunde zum Seehaus (922 m). Das 1928 vom Fichtelgebirgsverein erbaute Unterkunftshaus ist wegen seiner zentralen Lage ein guter Wanderstützpunkt (vom Parkplatz an der Fichtelgebirgsstraße eine halbe Stunde). Der Name erklärt sich von der Lage oberhalb des Fichtelsees. An gleicher Stelle befand sich früher ein 1762 errichtetes Zechenhaus als Unterkunft für die Zinnwäscher. Goethe weilte hier am 1. Juli 1785 von Wunsiedel aus.

Über den Seehügel (953 m) führt der Weg vom Seehaus südöstlich in einer Stunde zur Platte (885 m). Unterhalb des Gipfels mit Holzkreuz beeindruckt ein gewaltiges Granittrümmerfeld. Herrlich ist der Rundblick auf die Kösseine und in das Wunsiedler Becken. Zwischen den mit Moos und Flechten bedeckten Felsblöcken können sich nur einige Krüppelfichten und Vogelbeerbäume behaupten. Die gesamte Gipfelregion steht unter Naturschutz.

Südöstlich geht es von der Platte in einer Stunde abwärts zum Silberhaus (711 m), Gasthaus und Bushaltestelle an der Fichtelgebirgsstraße, die hier die Schneebergkette zwischen Platte und Hoher Matze passartig überschreitet.

Weiter südöstlich führt der Höhenweg vom Silberhaus in einer Viertelstunde zu den genau auf dem 50. Breitengrad liegenden Prinzenfelsen (früher Girgelsteine). Die als Naturdenkmäler geschützten Granitfelstürme wurden nach den Wittelsbacher Prinzen benannt, die das Fichtelgebirge 1905 beziehungsweise 1910 besuchten: Auf den größeren Prinz-Ludwig-Felsen führen Treppen zum 751 Meter hohen Aussichtsplateau, kleinerer Bruder ist der Prinz-Leopold Felsen.

Etwa 300 Meter südöstlich befindet sich im Wald versteckt die von einer mächtigen Granitplatte überdeckte Girgelhöhle. Sie soll um 1800 einem Gesetzesbrecher sieben Jahre lang als Unterschlupf gedient haben.

Nach einer Dreiviertelstunde weiter südöstlich erreicht der Höhenweg die Hohe Matze (813 m). Der bewaldete Bergkegel mit Aluminiumkreuz und schöner Aussicht auf die Kösseine ist der südöstliche Eckpfeiler der Schneebergkette. Der Gipfelbereich, über den die europäische Hauptwasserscheide zwischen Nordsee und Schwarzem Meer verläuft, ist mit seinen bizarren Granitfelsen ein geschütztes Naturdenkmal. Der Abstieg erfolgt in einer halben Stunde nach Wurmloh (Bushaltestelle) oder in einer Stunde nach Tröstau.

Mögliche Aufstiege zum Schneeberg

  • Von der Höhenklinik Bischofsgrün: 1 ½ Std. östlich.
  • Von Schönlind: 2 Std. südlich.
  • Von Weißenstadt über den Rudolfstein: 3 Std. südlich.
  • Von Meierhof über den Rudolfsattel: 2 Std. südwestlich.
  • Von Vordorfermühle über Röslauquelle: 2 ½ Std. westlich.
  • Vom Parkplatz Silberhaus an der B 303: 3 ½ Std. nordwestlich.
  • Vom Parkplatz Seehaus an der B 303: 2 Std. nördlich.
  • Vom Parkplatz Karches an der B 303: 1 ½ Std. nordöstlich.
Cover Trescher-Reiseführer Fichtelgebirge

Dieser Textauszug stammt aus dem Trescher-Reiseführer FICHTELGEBIRGE von Gernot Messarius.

FICHTELGEBIRGE

Rund um Ochsenkopf und Schneeberg
Mit Bayreuth, Kulmbach, Wunsiedel, Hof und Steinwald

2., aktualisierte Auflage 2023
216 Seiten
ISBN 978-3-89794-652-1

14,95 €

 

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