Schwäbische Alb

Auf den Spuren der Kelten im Freilichtmuseum Heuneburg

Ein großes strohgedecktes Fachwerkhaus
Auf einer Anhöhe über der Donau wurde die Keltensiedlung Heuneburg teilweise rekonstruiert (© Dionysos1970/CC BY-SA 4.0)

Wir befinden uns im Jahre 50 vor Christus. Ganz Gallien ist von den Römern besetzt. Ganz Gallien? Nein! Ein von unbeugsamen Galliern bevölkertes Dorf hört nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu leisten. Spätestens seit dem Siegeszug von Asterix und Obelix gehören die Gallier zum populärkulturellen Kanon Europas. Ein Stamm der Gallii, wie die Römer sie bezeichneten, im Deutschen als Kelten bekannt, siedelte 600 Jahre vor unserer Zeitrechnung auf einem Plateau oberhalb des Donautals. Im Freilichtmuseum Heuneburg – Stadt Pyrene kann man sich auf ihre Spuren begeben.

Generationen von Archäologen haben hier auf der Heuneburg ihr wissenschaftliches Handwerk erlernt und perfektioniert. Auch wenn die Wissenschaft noch viele offene Fragen hat, so stehen einige Fakten fest: Vor ungefähr 2500 bi 2600 Jahren befand sich an dieser Stelle eine der größten Siedlungen Europas, deren Einwohnerzahl auf 5000 geschätzt wird.

Ein griechischer Geschichtsschreiber, Herodot von Halikarnassos (484–425 vor Chr.), erwähnte in seinen Schriften die Stadt Pyrene am Oberlauf der Donau. Deshalb liegt die Vermutung nahe, dass es sich bei Heuneburg um eben dieses Pyrene handelt. Mächtige Erdwälle, auf deren Krone eine Lehmziegelmauer thronte, schützten die Stadt. Baustoff und Struktur der Mauer sind typisch für Bauwerke südlich der Alpen, weswegen ein enger kultureller und wirtschaftlicher Austausch mit Völkern des Mittelmeerraums zu vermuten ist. Bernsteinfunde weisen auf Verbindungen in den Ostseeraum hin. Gleichfalls geht man davon aus, das Pyrene eine sehr prosperierende Stadt war. Das Grab einer Keltenfürstin, das 2010 entdeckt wurde, war gefüllt mit kostbaren Grabbeigaben und Schmuck.

Eintauchen in die Zeit der Kelten und Römer

In der teilweise rekonstruierten Keltensiedlung können Besucher heute auf den Spuren einer lange vergangenen Epoche wandeln. Schon auf dem Weg vom Besucherparkplatz zum ehemaligen Stadttor, das heute eine Holzbrücke und ein stählerner Torbogen symbolisieren, staunen Besucher über die dominanten Schutzwälle. Im Freilichtmuseum Heuneburg – Stadt Pyrene selbst kann man ein repräsentatives Herrenhaus, einfachere Unterkünfte oder Handwerksbetriebe erkunden. Tiefergehendes Interesse wird bei den regelmäßig stattfindenden Themenführungen – auch speziell auf Kinder – befriedigt.

Noch mehr erfahren

Wer etwas mehr Zeit mitbringt, sollte sich den zehn Kilometer langen archäologischen Rundwanderweg, der auf fünf Kilometer abgekürzt werden kann, nicht entgehen lassen. Dabei erkundet man das Umland inklusive diverser Grabhügel, die auch heute noch deutlich in der Landschaft auszumachen sind. Den Wanderplan mit historischen Erläuterungen gibt es kostenlos im Kassenhäuschen der Heuneburg.

Im benachbarten Hundersingen können Interessierte ihr Wissen zu den Kelten, deren Handwerkskunst, Architektur und Beerdigungsriten auf den zwei Etagen des Keltenmuseum Heuneburg weiter vertiefen.

Cover Trescher-Reiseführer Schwäbische Alb

Dieser Textauszug stammt aus dem Trescher-Reiseführer SCHWÄBISCHE ALB von Markus Bingel und Lars Dörenmeier.

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