Bosnien und Herzegowina

Blagaj – Derwischkloster, Karstquelle und frische Forellen

Ein weißes Haus steht unter einer Felswand, davor ein Fluss, der aus einer Höhle kommt
Das Derwischkloster liegt direkt an der Buna-Quelle (© Lukas Bischoff Photograph/shutterstock.com)

Blagaj liegt zwölf Kilometer südlich von Mostar und ist seit jeher ein beliebtes Ausflugsziel für die Mostarer, aber auch für Besucher aus aller Welt. Der Ort hat seinen Ursprung im Mittelalter. Die Türken besetzten Blagaj von 1466 bis 1835. In der Umgebung haben Archäologen mehrere prähistorische Siedlungen entdeckt, die bis zum Beginn des 6. Jahrhunderts bewohnt waren. Außerdem wurden an mehreren Stellen Stećci, mittelalterliche Grabsteine, gefunden, insgesamt rund 400. Besucher kommen, zumindest in den Sommermonaten, in Scharen, um die Buna-Quelle und das Derwischkloster zu besichtigen, in einem der Restaurants frisch gefangene Forellen zu genießen und sich im Ort die Moschee, die Brücke und Wohnhäuser aus osmanischer Zeit anzusehen.

Rundgang durchs Dorf

Besucher finden sich in Blagaj schnell zurecht, denn die Sehenswürdigkeiten sind ausgeschildert, auch der Weg zu den beiden Hauptattraktionen, der Buna-Quelle und dem Derwischkloster. Bevor man sich dorthin begibt, lohnt ein Spaziergang durch Blagaj. Einen kostenpflichtigen Parkplatz gibt es unmittelbar an der Ortsstraße.

Vom Parkplatz sind es nur wenige Schritte zur Kaiser-Moschee (Careva džamija), die Mitte des 17. Jahrhunderts errichtet wurde. In den vergangenen Kriegen wurde die Kuppel der Moschee regelmäßig zerstört, aber zu Friedenszeiten immer wieder erneuert. Hinter der Moschee befindet sich ein kleiner islamischer Friedhof.

Folgt man von dort der Straße den Berg hinab, ist schnell die 1570 erbaute Karađoz-Begova-Brücke erreicht. Das Bauwerk wurde in seiner Geschichte mehrfach repariert und restauriert, so etwa Mitte des 19. Jahrhunderts, als Belfe Kadira, die Tochter des Ali Beg Velegić, die Instandsetzung finanzierte. Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Brücke erneut beschädigt. Davon ist heute jedoch nichts mehr zu sehen.

Neben der Brücke, am rechten Buna-Ufer, stehen die Überreste des Karađoz-Beg-Hamams. Er wurde Ende des 16. Jahrhunderts errichtet und konnte sowohl von Männern als auch von Frauen zur gleichen Zeit besucht werden, allerdings gab es nach Geschlechtern getrennte Bereiche. Das türkische Bad war bis 1814 in Betrieb. Während des Zweiten Weltkriegs zerstörte eine Bombe das Gebäude weitgehend. Erhalten geblieben ist nur ein Mauerstück des Raumes, wo sich früher der Brunnen befand.

Das Velagić-Haus ist heute Gästehaus und Museum der osmanisch-orientalischen Wohnkultur. Das Gebäude wurde 1766 errichtet und befindet sich ebenfalls unmittelbar am Fluss, ist aber auch über die Straße zur Buna-Quelle zu erreichen.

Der herzegowinische Wesir Ali Paša Rizvanbegović ließ im Ort die nach ihm benannte Moschee errichten. Aus der osmanischen Zeit blieben mehrere Wassermühlen und Teile einer Bewässerungsanlage – Dolap – erhalten, die mit Pferdekraft angetrieben wurde.

Festung Stjepan

Die Festung Stjepan grad thront oberhalb von Blagaj und der Buna-Quelle auf dem Berg Hum, nach dem das Gebiet der heutigen Herzegowina bis zur osmanischen Herrschaft benannt war. Im 10. Jahrhundert war die Festung unter dem Namen Bona bekannt. 1428 kaufte die Adelsfamilie Kosača das Gemäuer. Herzog Stjepan Vukćić ließ die Burg um vier Wachtürme und 15 Meter hohe Mauern erweitern; seitdem trägt die Festung den Namen des Herzogs Stjepan. Sie gilt als eine der schönsten in der Herzegowina, ist gut erhalten und kann besichtigt werden.

Derwischkloster und Buna-Quelle

Drei Kilometer südöstlich von Blagaj liegen das Derwischkloster und die Buna-Quelle. Das Derwischkloster – Derviška tekija – wurde Ende des 15., Anfang des 16. Jahrhunderts im sogenannten türkischen Barockstil erbaut und war für damalige Verhältnisse mit einer hauseigenen Mühle, einem Bad und Fußbodenheizung luxuriös ausgestattet. Heute ist das Kloster ein Museum, in dem die islamische Wohnkultur der damaligen Zeit gezeigt wird.

Frauen dürfen das Haus nur mit Kopftuch und einem Rock, der das Knie bedeckt, betreten. Wer in kurzen Hosen kommt, muss dennoch nicht unverrichteter Dinge wieder gehen: Kopftücher und Schürzen werden am Eingang kostenlos ausgegeben. Hier ziehen auch alle Besucher ihre Schuhe aus und gehen in Socken oder barfuß durch die mit Teppichen ausgelegten Räume. Besonders schön anzusehen ist der Sternenhimmel im hauseigenen Hamam. Der Balkon des Klosters bietet einen schönen Blick auf die Buna-Quelle.

Die Buna-Quelle ist eine typische Karstquelle. Das Wasser sprudelt aus einer höhlenähnlichen Felsenöffnung, die mit dem Schlauchboot befahren werden kann. Der Fluss Buna hat zahlreiche kleinere Wasserfälle und trieb früher Mühlräder an, einige davon sind noch heute in Betrieb. Die Buna mündet in die Neretva.

Über Kloster und Quelle erhebt sich etwa 200 Meter hoch ein steiler Felsen in dem sich die Grüne Höhle (Zelena pećina) befindet. Archäologen fanden heraus, dass sie bereits in der Steinzeit, um 3000 v.u.Z., bewohnt war. An der Zufahrt zum Kloster warten zahlreiche Souvenirbuden auf Kunden. Das Parken ist überall kostenpflichtig, auch am Straßenrand.

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