Israel und Palästina

Baden im Toten Meer

Einige Menschen treiben auf dem Rücken im Toten Meer
Wegen des starken Auftriebs ist Brustschwimmen im Toten Meer eine Herausforderung (© Jens Wiegand)

Ein Bad am niedrigsten Punkt der Erdoberfläche inmitten karger Wüstenlandschaft bedeutet eine einmalige Erfahrung. Doch weil das Tote Meer auch einer der extremsten Orte auf der Erde ist, sollte man unbedingt einige Verhaltensregeln beachten.

Trotz der viele Kilometer langen Uferlinie existieren auf israelischer Seite nur zwei kostenlose Badestrände: En Boqeq und Hamei Zohar. Letzterer ist allerdings geschlechtergetrennt. An anderen Stellen, wo man das Ufer des Toten Meeres erreichen kann, finden sich keine Süßwasserduschen, die man nach einem Bad aber unbedingt frequentieren sollte. Der weitaus größte Teil der Küste ist aus Sicherheitsgründen eingezäunt, die privilegiertesten Strandzonen gehören Urlaubsresorts, die für einen Tagesbesuch nur gegen Zahlung von 40 oder mehr Schekeln pro Person ihre Tore öffnen. 

Der Name des Toten Meeres impliziert schon Lebensfeindlichkeit und zwar nicht nur für Fische. Auch wenn sich scheinbar alles um unbeschwerte Urlaubsfreuden dreht, gebührt hier Vernunft die Priorität vor Überschwang. Der Salzsee bildet einen der extremsten Orte der Erdoberfläche und verlangt ein Mindestmaß an Respekt. Der vielfältigen Warnbeschilderung sollte also Folge geleistet werden, schließlich befindet man sich auf unbekanntem Terrain.

Einige Verhaltensregeln für unbeschwertes Baden

Brustschwimmen ist durch den starken Auftrieb gar nicht einfach, man hat das Gefühl die Beine werden aus dem Wasser gehoben und das Gesicht hineingedrückt. Besser ist es, sich auf dem Rücken treiben zu lassen. Badeschuhe aus Kunststoff schützen vor scharfkantigen Salzkrusten und dem im Sommer glühend heißen Sand.

Sonnenschutz ist das ganze Jahr über Pflicht an den Stränden des Toten Meers. Auch im Wasser kann man sich einen Sonnenbrand einhandeln. Wichtig ist, dass man sofort nach der Badeerfahrung die aggressive Salzkruste von der Haut abduschen kann. Augen, Nase, Mund und Ohren sollten möglichst nicht mit dem Salzwasser in Berührung kommen. Das Wasser fühlt sich merkwürdig ölig an und schmeckt salzig-faulig.

Kleinste Verletzungen können bei Kontakt mit dem Salzwasser höllisch brennen, besser man verlegt das Rasieren auf den Abend. Das Verschlucken des Seewassers sollte unter allen Umständen vermieden werden. Um Dehydrierung vorzubeugen, sollte ausreichend Trinkwasservorrat mitgebracht werden. Wie an allen vielbesuchten Stränden der Welt, hält man ein Auge auf seine Habseligkeiten.

Im Winter und Frühjahr ist Vorsicht in der Nähe von trockengefallenen Wasserläufen geboten. Auch bei scheinbar schönem Wetter können überraschende Sturzfluten die Hänge hinunterrauschen, wenn oben in den Bergen Starkregen niedergegangen sind.

Außerhalb der beschilderten Uferzugänge ist höchste Vorsicht geboten, da die Erdoberfläche metertief einbrechen kann.

Hamei Zohar

Der südlichste öffentliche Badestrand ist strikt geschlechtergetrennt, Männer rechts, Frauen links. Blicke auf die andere Seite werden durch eine hölzerne Trennwand unterbunden. Dafür findet man Süßwasserduschen, Toiletten und Schatten.

Der Abzweig vom Highway 90 befindet sich einen Kilometer nördlich von Neve Zohar in Richtung »Zohar Spa« (tgl. 7–16 Uhr, Eintritt frei). Der gemischtgeschlechtliche öffentliche Strand von En Boqeq findet sich nur drei Kilometer weiter nördlich an der gleichen Nebenstraße.

En Boqeq

Es mag überraschen, dass Israels größte und luxuriöseste Ferienstadt am Toten Meer nicht am halbwegs naturbelassenen oberen Teil angesiedelt ist, sondern dass die Gäste in den Verdunstungsbecken der Mineralienindustrie planschen. Doch wahrscheinlich sind sich dessen die wenigsten Urlauber bewusst.

Über fünf Kilometer reihen sich eineinhalb Dutzend mächtige, weißstrahlende Hotelburgen auf, meist in respektvollem Abstand, schließlich sollen die Besucher nicht verleitet werden, den Komplex zu verlassen. Jedes Hotel bietet alle nur denkbaren Dienstleistungen und Freizeitangebote, vom Friseur bis zur Thaimassage und vom Souvenirshop bis zum Designerladen.

Für deutlich weniger als 100 Euro pro Nacht kommt man in En Boqeq nicht unter, auch nicht in den wenigen Bed and Breakfasts, die sich in den Schatten der Touristenbunker ducken. Immerhin bietet En Boqeq an seinem südlichen Ende auch einen kostenlosen öffentlichen Strand mit Süßwasserduschen.

Dead Sea Works

Die monströsen Industrieanlagen beuten den hohen Mineralgehalt des Toten Meeres aus. Zum einen werden die Salze in Verdunstungsbecken aus dem Wasser gelöst, zum anderen wird auch direkt der salzhaltige Untergrund abgebaut. Das wichtigste Produkt ist Kalisalz, eine Salzmischung mit hohem Kaliumanteil. Das Mineral hat entscheidenden Anteil am Pflanzenstoffwechsel und bei der Fotosynthese, wodurch es einen wichtigen Bestandteil von Düngemitteln darstellt. Daneben produziert die der Israel Chemicals Ltd. mit Sitz in Tel Aviv gehörende Firma aber auch Badesalze, Tafelsalz und Grundstoffe für verschiedene Industriesektoren.

Cover vom Trescher-Reiseführer Israel und Palästina

Dieser Textauszug stammt aus dem Trescher-Reiseführer ISRAEL UND PALÄSTINA von Jens Wiegand.

ISRAEL UND PALÄSTINA

Kultur, Geschichte und Gegenwart
Jerusalem, Tel Aviv, Mittelmeer, Rotes Meer, Totes Meer, Negev und Westjordanland

3., aktualisierte Auflage 2023
552 Seiten
ISBN 978-3-89794-610-1

22,95 €

 

Im Trescher Verlag sind zahlreiche weitere Reiseführer zu Zielen im Nahen Osten und in Afrika erschienen.