Kenia

Die große Wildtierwanderung in der Maasai Mara

Eine lange Reihe Gnus trottet durch die Savanne
Gnus während der großen Migration in der Maasai Mara ▪ © Mcknub/shutterstock.com

Die größte Attraktion des Maasai-Mara-Serengeti-Ökosystems in Kenia und Tansania ist die Äonen alte jährliche Wanderung von etwa zwei Millionen Wildtieren, die sogenannte Migration. Wenn am Jahresbeginn die Weidegründe der südlichen Serengeti erschöpft sind, machen sich zwei Millionen Gnus, Topi-Antilopen, Gazellen und Zebras auf ihre einjährige und teils gefährliche Rundreise von etwa 3000 Kilometern.

Der sogenannte Naturraum Transmara geht weit über die Grenzen des Maasai Mara National Reserves hinaus. Er erstreckt sich über die gemeindeverwalteten Naturschutzgebiete, wie das Mara North Conservancy im Norden, entlang des Mara-Flusses sowie die Loita Hills im Osten. Zudem geht die Maasai Mara im Süden in den Serengeti-Nationalpark in Tansania über.

Diese Schutzgebiete bilden ein zusammenhängendes Ökosystem, und die Wildtiere können sich auf über 25 000 Quadratkilometern frei bewegen. Die Savannenebenen befinden sich vorwiegend auf Höhen zwischen 1500 und 1650 Metern. Einige Hügelketten, wie das Oloololo Escarpment, erreichen bis zu 2200 Meter. Die Savannenebenen werden von einigen Flüssen wie dem Mara und Talek River durchflossen.

Die große Migration

Zunächst ziehen sie in den Westen der Serengeti. Von dort aus wandern sie nach Norden in die Region von Keekorok im Süden der Maasai Mara. Dort verteilen sie sich im Transmara-Gebiet. Erst wenn die Weiden fast vollständig abgegrast sind und der Regen in der Serengeti neues Gras hat sprießen lassen, begeben sich die riesigen Tierkolonnen, die bis zu 40 Kilometer lang sein können, wieder auf den Rückweg.

Die Migration ist für das gesamte Ökosystem von großer Wichtigkeit, denn zum einen können sich die erschöpften Grasbestände erholen, zum anderen wird die Regenerierung der Gräser gerade durch das Weiden der Tiere stimuliert.

Die genauen Zeiten der Wanderung lassen sich nicht präzise voraussagen, denn sie richten sich nach den Regenfällen in der Region. Meist beginnt die Wanderung in die Mara zwischen Ende Juli und Anfang August, die Rückreise endet meist Ende November.

Riskante Flussquerungen

Auf ihrer Reise müssen die Tiere etliche Flüsse überqueren, darunter den Grumeti River, den Sand River, den Talek River und den Mara River, die während der Regenzeiten teilweise zu reißenden Strömen werden. Bei deren Überquerung spielt sich ein Drama ab, das tausende Tiere das Leben kostet.

Vor allem die Überquerung des Mara-Flusses ist für die Tiere hoch riskant, denn in dem braunen, schäumenden Wasser warten einige der größten Krokodile Afrikas. Der Mara-Fluss schlängelt sich über eine Länge von 360 Kilometer, doch es gibt nur eine Handvoll Übergangsstellen, an denen sich zu den Stoßzeiten zehntausende Gnus und Zebras stauen.

Die steilen Flussufer wurden hier über Jahrtausende von unzähligen Hufen verflacht, sodass eine Überquerung möglich ist. Wenn das Zögern bricht, was manchmal mehrere Stunden dauern kann, stürmt die gesamte Herde in einer riesigen Staubwolke in die Fluten. Der Fluss versinkt dann in heillosem Chaos, denn alle Tiere wollen ihn gleichzeitig überqueren. In diesem panischen Durcheinander brechen sich viele Tiere die Knochen oder werden von der wilden Strömung des Mara-Flusses fortgeschwemmt und ertrinken.

Die Krokodile kommen auf ihre Kosten, und auch Nilpferde fressen ab und zu das am Flussufer angeschwemmte Aas. Wieso sie das tun, weiß man nicht; man vermutet, dass die Hippos auf das Salz im Blut der Tiere aus sind.

Geschafft!

Die Gnus und Zebras, die es über den Fluss geschafft haben, erwarten weitere Gefahren, denn für Löwen, Hyänen und andere Raubtiere sind die vielen verletzten Tieren eine leichte Beute. Das große Fressen lockt Geier und Marabu-Störche aus der gesamten Region an, die zu Hunderten über der Savanne kreisen. Insgesamt stirbt jährlich etwa eine Viertel Million Tiere während der Migration. Das Spektakel der Flussüberquerungen ist nichts für schwache Nerven.

Dieses Bild ist jedoch nur eine Momentaufnahme der gesamten Reise. Das Schauspiel der Migration besteht nicht nur aus einer Masse eilender Gnu- und Zebraherden, wie man sie im Fernsehen und in Dokumentarfilmen sieht. Die meiste Zeit grasen die Tiere und bewegen sich nur allmählich zu den zahlreichen Flussüberquerungen vorwärts. Man braucht Zeit und Geduld, um zu sehen, wie sie sich in Kolonnen aufstellen, und etwas Glück, um zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, wenn sie sich zum Überqueren entschließen.

Mehr Informationen zum Naturreservat und der großen Migration: http://www.maratriangle.org

Cover Trescher-Reiseführer Kenia

Dieser Textauszug stammt aus dem Trescher-Reiseführer KENIA von Tatjana Singh.

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