Kulinarisches Brandenburg

Die Ziegenkäserei Capriolenhof

Teller mit verschiedenen Käsesorten und Brotscheiben
Mit der »Käseuhr« kann man sich einmal durch das Sortiment schlemmen (© Julia Schoon)

Den Namen Capriolenhof verbinden Feinschmecker und Sternegastronomen aus Berlin inzwischen mit ausgezeichnetem Käse, beliefert der Betrieb derzeit doch immerhin elf der zwanzig besten Restaurants in Berlin, darunter vier mit Michelin-Sternen ausgezeichnete. Die Ziegenkäserei ist das Kerngeschäft des Hofes, der idyllisch im Naturpark Uckermärkische Seen am Ufer der Havel liegt, und zwar direkt an der Regower Schleuse. Während man im überdachten, aber zum Wasser hin offenen Hofcafé sitzt, kann man zuschauen, wie Kanus und kleine Motorboote durch die Schleuse navigieren.

Rund 150 zu melkende Ziegen der Rasse Toggenburger leben zwischen Fluss, Wald und Wiesen auf dem schönen Capriolenhof. Ihre Milch wird roh zu fromage blanc geschöpft und von Hand zu Havelspatzen, Hirtenknöppen und anderen Käsespezialitäten geformt und affiniert. Im Hofladen kann man sich einmal quer durch das Sortiment schnabulieren, wenn man eine »Käseuhr« bestellt. Dass der Käse zu etwas Besonderem wird, ist natürlich eine Frage des Handwerks – auf dem Capriolenhof aber auch eine Frage der art- und wesensgerechten Haltung der Tiere.

Davon überzeugen kann man sich am besten bei einem Besuch des Hofes, der sich aufgrund seiner Lage wunderbar mit einem (sportlichen) Ausflug verbinden lässt. Ab Bredereiche sind es rund sechs Kilometer, die man auf einem unbefestigten Weg durch den Wald zurücklegt, immer dicht an der Havel entlang. Das geht auch per Auto, nach starken Regenfällen oder im Winter sollte man aber lieber vorher auf dem Hof anrufen und nachfragen, ob der Weg befahrbar ist.

Am schönsten ist die Anreise aber wahrscheinlich auf dem Wasser. Ein Stück weiter im Süden liegt die Tonstichlandschaft rund um Zehdenick und den Ziegeleipark Mildenberg, Richtung Norden erreicht man Himmelpfort und Lychen. Auf einer Wiese neben dem Hof dürfen (Wasser-)Wanderer übrigens auch ihr Zelt aufschlagen!

Wie die Feste fallen

Die Gästesaison auf dem Capriolenhof beginnt traditionell mit dem Osterfeuer am Abend des Ostersamstags, am Sonntagvormittag öffnen erstmals Hofladen und Café. Das zweite große Fest im Jahr wird in der Mittsommernacht begangen (falls der 21.6. unter der Woche liegt, dann am darauffolgenden Samstag). Dann sitzen alle ums offene Feuer und erzählen Geschichten, während darüber der angesetzte braune Ziegenkäse (brun geitost, eine nordische Spezialität) köchelt, der schließlich am Morgen gemeinsam ausgeschöpft wird.

Ab Mittsommer bis zum Saisonende wird jeden Mittwochabend und Sonntagnachmittag Fleisch vom Hof gegrillt und im Smoker gegart. Und schließlich steigt am letzten Wochenende im August das Heideblütenfest mit Käseverkostung und Schaukäseaktionen, Zickenfleisch vom Grill, Kremserfahrten über die Heide und äußerst tanzbarer Swing-Livemusik. Diese Tänze voller Kapriolen, vor allem der Lindyhop, passen übrigens vortrefflich zum Hof: Er wurde nämlich nach den Luftsprüngen benannt, welche für die Ziegen so typisch sind.

Adresse: Schleusenhof Regow 1, 16798 Fürstenberg, OT Bredereiche, Tel. 033087/51183, www.capriolenhof.de

Öffnungszeiten: Hofladen und Einkehr: von Ostersonntag bis Mittsommer und ab Anfang September bis Ende der Herbstferien Sa, So sowie Himmelfahrt und Pfingsmontag 11–17 Uhr, 21.6.–4.9. Mi–Mo 11–17 und 19–20 Uhr (für Wasserwanderer). In der Hauptsaison sowie in der Nebensaison bei gutem Wetter: Mi ab 18 Uhr Grillmenü mit vorheriger Anmeldung, am Sonntag Grillnachmittag 13–17 Uhr.

Damit lässt sich der Ausflug verbinden

Im Ziegeleipark Mildenberg lässt sich in Ausstellungen und Führungen ein Stück Industriegeschichte der Region erleben. Hier wurden die Ziegel gebrannt, mit denen die Gründerzeithäuser in Berlin und anderen Städten erbaut wurden. Es gibt eine Ziegeleibahn, einen historischen und zwei noch in Betrieb befindliche Häfen samt Bootsverleih, eine Badestelle mit Picknickwiese, einen Abenteuerspielplatz, Go-Kart-Touren, einen Radverleih und die Gaststätte Alter Hafen mit regionaler Küche, Ferienwohnung, Radlerhütten und Campingplatz.

In Himmelpfort wohnt der Weihnachtsmann. Sein Haus neben der Ruine des Zisterzienserklosters kann das ganze Jahr über besichtigt werden, und man kann auch ganzjährig einen Wunschzettel in den Briefkasten werfen – er selbst ist allerdings nur in der Adventszeit anzutreffen. Himmelpfort liegt eingebettet zwischen vier Seen mit zahlreichen Badestellen.

Cover Trescher-Reiseführer Kulinarisches Brandenburg

Dieser Textauszug stammt aus dem Trescher-Reiseführer KULINARISCHES BRANDENBURG von Julia Schoon.

KULINARISCHES BRANDENBURG

Über 100 Ausflüge zu Hofläden und Manufakturen

2., aktualisierte Auflage 2023
164 Seiten
ISBN 978-3-89794-636-1

16,95 €

 

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