Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommern

Wandern auf Hidden­see

Weißer Leuchtturm auf einem Hüfel über dem Meer bei Sonnenschein
Der Leuchtturm auf dem Schluckswiekberg überragt den Dornbusch (© canadastock/shutterstock.com)

Die Einheimischen nennen ihre Insel, die wie ein Wellenbrecher vor der Westküste Rügens liegt, liebevoll das »söte Länneken« (das süße Ländchen). Und Hiddensee ist ein wahrlich traumhaft schönes Eiland, ein Paradies für Naturfreunde im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft. Die knapp 17 Kilometer lange und maximal 3,7 Kilometer breite, autofreie Insel erkundet man am besten zu Fuß. Wir machen zwei Wandervorschläge.

Durch den Dornbusch

Route: Kloster–Leuchtturm–Grieben und zurück, Länge: 12,5 Kilometer.

Die Wanderung führt durch den Dornbusch, wie der hügelige Norden Hiddensees heißt, mitten durch ursprüngliche Natur. Die Wege dürfen nicht verlassen werden, Fahrräder sind auf dem Dornbusch tabu. Um sie abstellen zu können, entstand ein Fahrradparkplatz.

Von Kloster geht es auf dem Hochuferweg durch schattigen Wald an der Steilküste entlang. An mehreren Stellen laden Bänke zum Verweilen ein; der Dornbusch ist ein Ort der Ruhe und Beschaulichkeit. Wenn wir aus dem Wald treten, haben wir den Leuchtturm vor Augen. Der steht auf der mit 72 Metern höchsten Erhebung Hiddensees, dem Schluckswiekberg, und bietet eine phantastische Aussicht.

Wir wandern auf einem sandigen Weg zum Küstenzug Enddorn und von hier nach Grieben, vorbei an Heckenrosen, Sanddorn und Weißdorn; im Sommer blüht massenhaft die Königskerze. Am Enddorn gibt es immer wieder Uferabbrüche. Die zahlreichen Findlinge am Ufer veranschaulichen die Gefahr, die für jeden entsteht, der sich zu weit an die Abbruchkante heranwagt. Direkt am Bodden entlangwandernd erreichen wir wieder Kloster.

Blick durch die Dünen auf blaues Meer mit Wellen
Ein endloser Sandstrand zieht sich an der Westseite von Hiddensee entlang (© tilialucida/shutterstock.com)

Zum Süderleuchtturm

Route: Neuendorf–Süderleuchtturm und zurück, Länge: 9,5 Kilometer.

Der naturbelassene Süden von Hiddensee zieht nur wenige an, denn fast alle streben von Neuendorf in Richtung Norden, über Vitte nach Kloster und weiter zum Dornbusch. Dennoch lohnt eine Wanderung durch die pure, einsame Natur. In Richtung Süden führt auf der Landzunge ein breiter Sandweg durch den Küstenschutzwald und weiter durch die Dünenlandschaft.

Das nur zwölf Meter hohe Quermarkenfeuer, meist Süderleuchtturm genannt, hat Bedeutung für die Schifffahrt auf dem Gellenstrom. An dieser Stelle gab es bereits vor 700 Jahren ein Leuchtfeuer – die Luchte –, um die Einfahrt nach Stralsund zu sichern. Ein Mönch des Klosters sorgte mit Holz und Teer von September bis Mai für ein weithin sichtbares Feuer. Der heutige kleine Turm wurde 1905 aufgestellt. Er besteht aus rot und weiß angestrichenen Eisensegmenten, was ihn zu einem beliebten Fotomotiv macht.

Kurz hinter dem Turm endet der Wanderweg, es beginnt der Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft. Hiddensees Südspitze gehört zur Kernzone 1 und darf nicht betreten werden. Der maximal 500 Meter breite und etwa fünf Kilometer lange Gellen, wie die Südspitze Hiddensees heißt, ist ein bedeutendes Vogelbrutgebiet. Aber auch seltene Pflanzen wie das Wollgras und der fleischfressende Sonnentau haben hier ihr Zuhause. Der Gellen gehört zu den Landschaften, die langsam wachsen, bis zu fünf Meter sind es jährlich. Was Wind und Wellen an der Steilküste im Norden der Insel abtragen, wird hier angelandet. Zurück nach Neuendorf geht es am Strand entlang.

Cover Trescher-Reiseführer Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommern

Dieser Textauszug stammt aus dem Trescher-Reiseführer OSTSEEKÜSTE MECKLENBURG-VORPOMMERN von Kerstin Sucher und Bernd Wurlitzer.

OSTSEEKÜSTE MECKLENBURG-VORPOMMERN

Mit Usedom, Rügen und Hiddensee, Fischland-Darß-Zingst
Wismar, Rostock, Stralsund, Schwerin

4., aktualisierte Auflage 2023
384 Seiten
ISBN 978-3-89794-633-0

18,95 €

 

Im Trescher Verlag sind zahlreiche weitere Reiseführer zu Zielen in DEUTSCHLAND erschienen.