Schleswig-Holstein

Das Schleswig-Holsteinische Wattenmeer

Menschenleeres Watt mit Prielen an einem Sommertag
Das Watt bei Sankt Peter-Ording (© Naturliebhaberin, CC BY-SA 4.0)

Der Tidenhub an der Nordsee kann bis zu vier Meter betragen. Da die gesamte Gegend sehr flach ist, entstehen bei Ebbe riesige Matschflächen, deren Bewohner, etwa Sandwürmer, Krebse und Muscheln, sich dann zeigen. Auf geführten Wanderungen durch das Schleswig-Holsteinische Wattenmeer kann man diesen einzigartigen Lebensraum näher kennenlernen.

Das UNESCO-Welterbe Wattenmeer reicht an der Nordsee von Skallingen in Dänemark über die deutsche Westküste sowie die ostfriesische Küste bis nach Den Helder in den Niederlanden. Es ist damit rund 500 Kilometer lang und bis zu 40 Kilometer breit. Mit einer Fläche von etwa 11 500 Quadratkilometern ist es das größte Wattenmeer der Welt. In Deutschland wird es in drei Nationalparks – dem Niedersächsischen, dem Hamburgischen und dem Schleswig-Holsteinischen Wattenmeer – streng geschützt.

Das Watt liegt im Einflussbereich der Gezeiten. Man bezeichnet damit jene Fläche, die bei Niedrigwasser freigelegt wird. Niedrigwasser ist der Zeitpunkt, an dem sich das Wasser am weitesten zurückgezogen hat, darauf folgt die Flut, womit der Zeitraum gemeint ist, in dem das Wasser aufläuft, also höher steigt. Dieser dauert etwa sechs Stunden und zwölf Minuten, dann ist das Hochwasser erreicht. Anschließend folgt die Ebbe, in der sich das Wasser zurückzieht, bis wieder das Niedrigwasser erreicht ist.

Zweimal am Tag wird das Watt also überflutet und zweimal am Tag fällt es trocken. Das Wasser strömt vor allem durch teils mehrere Meter tiefe Einschnitte im Sand ab, die Priele genannt werden. Diese können sich innerhalb von Minuten füllen oder leeren, was für Wattwanderer lebensgefährlich sein kann. Deshalb empfiehlt es sich, Wattwanderungen nur mit sach- und ortskundiger Führung in Angriff zu nehmen.

Lebensraum Wattenmeer

Das Wattenmeer ist vor etwa 7500 Jahren entstanden. Es weist im Landbereich große Salzwiesen auf, in denen spezialisierte Gräser und Blumen gedeihen; am bekanntesten sind Queller und Schlickgras. Auch zahlreiche Algen leben im Salzwasser. Insgesamt etwa 250 Tierarten sind im Watt endemisch, vor allem Plattwürmer, Muscheln und Krebse, aber auch Vögel und Fische. Neben den brütenden Vögeln nutzen gigantische Zugvogelschwärme im Frühjahr und Herbst das Wattenmeer zur Auffrischung der Nahrungsreserven und zur Rast, da es in seinen flachen Gewässern keine Raubfische gibt.

Das Wattenmeer bedarf dringend des Schutzes. Gefährdet ist es durch Wasserverschmutzung aller Art, vor allem von Öl und Plastik des Schiffsverkehrs in der Nordsee, aber auch von Land. Einige Tier- und Pflanzenarten sind bereits vom Aussterben bedroht. Der deutsche und der niederländische Teil des Wattenmeers wurden 1991 von der UNESCO als Biosphärenreservat anerkannt und gehören seit 2009 zum UNESCO-Welterbe; seit 2014 auch das dänische Wattenmeer.

Kleine Küstenkunde

Geest Vor der Eiszeit durch Sedimente, hauptsächlich Sandablagerungen, entstandenes Land, höher gelegen und deshalb oft als Geestrücken bezeichnet. Es ist weniger fruchtbar als das Marschland, weshalb sich hier auch größere Siedlungen befinden können, damit das Marschland ganz der landwirtschaftlichen Nutzung überlassen bleibt.

Marsch Nach der Eiszeit aus Sedimenten entstandenes flaches Schwemmland, ohne natürliche Erhebungen, das auf der Höhe des Meeresspiegels liegt, zwischen Salzwiesen und Geest.

Fenne Weide oder Wiese der Marsch.

Lahnung Uferschutzanlage, die Wellen vor allem in Stürmen brechen soll. Es werden zwei Reihen von Pfählen in den Boden geschlagen, der Zwischenraum wird mit Astwerk verdichtet.

Koog An der Grenze zwischen Wasser und Land wird eine Fläche durch Deichbau dem Meereseinfluss entzogen. Nachdem sie völlig eingedeicht ist, wird sie durch Kanäle und Gräben entwässert; dabei werden Schöpfwerke und Wasserpumpen eingesetzt, die früher auch von Windmühlen angetrieben wurden. An der schleswig-holsteinischen Westküste sollen die ersten Köge bereits im 11. Jahrhundert in Eiderstedt angelegt worden sein. Heute gibt es mehr als 230 Köge.

Warft/Warf/Wurft Eine Warft ist eine aus Erde aufgeschüttete, einige Meter hohe ebene Fläche, auf der in der Regel Häuser und Ställe für Mensch und Vieh errichtet werden, die so vor Sturmfluten und Hochwassern geschützt sein sollen. Meist liegt nur ein einzelner Hof auf einer Warft, es gibt aber auch große Warften mit Dörfern darauf.

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Dieser Textauszug stammt aus dem Trescher-Reiseführer SCHLESWIG-HOLSTEIN von Franz-Josef Krücker.

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