Feldberger Seenlandschaft

Der Schmale Luzin – Schönheitskönig der Feldberger Seen

Blick auf den stillen See und Bäume am anderen Ufer
Paddelpause am Schmalen Luzin (© Katja Tegler)
Von grünen Steilufern gerahmt, schlängelt sich der Schmale Luzin auf fast sieben Kilometer Länge von Feldberg nach Carwitz. Die eiszeitliche Rinne, in der das Wasser, glasklar, wie himmelblauer Topas schillert, reicht 34 Meter tief zum Seegrund hinab und dehnt sich zwischen nur 150 und 300 Meter aus. An seiner Taille, die nicht umsonst »das Schmal« genannt wird, misst der Schönheitskönig unter den Feldberger Seen nicht einmal 50 Meter vom einen Ufer zum anderen.

Als Himmelssee wird er vornehmlich durch Regenwasser gespeist und verfügt nur über einen einzigen Zufluss über den Breiten Luzin. Als seltener Klarwassersee muss er sich für den Erhalt seiner Schönheit gelegentlicher Kuren wie Tiefwasserbelüftung und Weißkalkhydrat-Einbringung unterziehen, wodurch stark düngende Einträge am Seeboden gebunden werden sollen. Der Schmale Luzin wird kontinuierlich auf Wassertemperatur, pH-Wert, Sauerstoffgehalt, Leitfähigkeit und weitere wissenschaftliche Parameter hin überwacht. Denn gewässerökologisch betrachtet ist selbst sein gelegentlich atemberaubend türkisfarbenes Funkeln schlicht Indikator einer Verschmutzung.

Imbiss, Fähranleger und Ausguck: die Luzinhalle

Vom Waldparkplatz am südlichen Feldberger Ortsende führen wahlweise ein Serpentinenweg oder direkt und steil 105 Treppenstufen zum Schmalen Luzin hinab. Schon von oberhalb sind der Bootssteg und die Luzinhalle auszumachen, wo man, neben Café-Imbiss und Bootsverleih, über den Schmalen Luzin zum Hullerbusch übersetzen kann.

Bereits 1928 öffnete an diesem schönen Ort eine viel besuchte Ausflugsgaststätte. An ihrer Stelle wurde 1961 Luzinhalle Nr. 2 errichtet, die dank der herrlichen Lage, wie vorher schon Nr. 1, schnell zur Gastrolegende aufstieg. Hier wurde getanzt, gefeiert, für die Jugendlichen Disco gemacht, wurden Familienfeste begangen und Ehen angebahnt. Wegen der starken Verschmutzung des Schmalen Luzin durch die Abwässer, die die hölzerne Halle verursachte, musste der Betrieb schließlich eingestellt werden.

Die heutige Wirtschaft mit kleinem Gastraum und schmaler Holzterrasse über dem See steht ihren Vorgängerinnen an Beliebtheit nicht nach, wenn auch eher im entschleunigten Sinne und für den Naturgenuss. Ein Klönschnack mit der Gastwirtin, eine Bockwurst, ein Kaffee, ein kühler Gerstensaft, und vielleicht nimmt man noch ein Souvenir, eine Postkarte oder ein bisschen Literatur über die Feldberger Seen mit, bevor man sich zum zauberhaften Luzin-Blick auf den Bootssteg begibt.

Alle halbe Stunde geht von dort in der schönen Jahreszeit die Luzinfähre ab, die zum Hullerbusch am anderen Seeufer übersetzt. Bei dem kleinen Kahn handelt es sich um eine der letzten handbetriebenen Seilfähren Europas. 122-mal, erfahren wir von Fährmann Tom während der Überfahrt, muss er am Rad drehen, damit sich das Boot am fünf Meter unter dem Seespiegel liegenden Drahtseil vom diesseitigen zum jenseitigen Ufer bewegt.

1977 haben die Feldberger diese famose Konstruktion eigenhändig zusammengeschweißt und in Gang gesetzt. Davor ruderten 70 Jahre lang legendär Opa Boek und seine beiden Nachfolger die Sommerfrischler mit »Fährmann, hol över« über den See. Noch einmal Zeiten davor, bevor die touristische Ära eingeläutet wurde, bestand hier ein Kahnplatz der Feldberger Fischer.

Auf Falladas Spuren unterwegs

Von der Luzinhalle aus führt die Fridolin-Wanderung um den südlichen Teil des Schmalen Luzin über Carwitz und den Hullerbusch wieder zur Luzinfähre zurück. Drei bis vier Stunden Wegzeit sollte man für die knapp zwölf Kilometer lange Strecke einrechnen, sofern man in Carwitz nicht noch einen Aufenthalt bei der Fallada-Gedenkstätte und unterwegs noch vielen weiteren Sehenswürdigkeiten einlegen möchte.

Nach Hans Falladas Geschichten um Fridolin, den frechen Dachs haben die Touristiker die abwechslungsreiche Rundwanderung konzipiert und ausgeschildert. Der Schriftsteller Fallada, der mit seiner Familie ab 1933 in Carwitz lebte, schrieb diese »zwei- und vierbeinige Erzählung« für seine Tochter Lore, genannt Mücke, zu Weihnachten 1944. Darin erfährt man, wie Fridolin, der sich seinen Bau eigenpfotig in den Hullerbusch gegraben hat, in der Landschaft rund um den Schmalen Luzin zahlreiche Abenteuer besteht.

Erlen, Linden, Eichen und vor allem stattliche Buchen schmücken die Steilhänge hinter dem Seeufer. Nach etwa 30 Minuten Spaziergang ab Luzinhalle auf schma­lem Waldweg am Ufer entlang hat man an der Ziegenwiese am ­Schmal die engste Stelle des Schmalen Luzin erreicht. An der malerisch gelegenen Badewiese (unbewacht, ohne weitere Einrichtungen) lassen Wanderer gerne spontan die Hüllen fallen, um ins erfrischende Nass einzutauchen. Vorbei am Karrengrund, zwischen dessen Steilhängen in früheren Zeiten Wasser vom See nach Neuhof hinaufgekarrt wurde, ist man bald darauf in Carwitz angelangt.

Cover Trescher-Reiseführer Feldberger Seenlandschaft

Dieser Textauszug stammt aus dem Trescher-Reiseführer FELDBERGER SEENLANDSCHAFT von Kristine Jaath.

FELDBERGER SEENLANDSCHAFT

Mit Feldberg, Carwitz und Luzin-Seen sowie Boitzenburg, Lychen, Neustrelitz, Fürstenberg, Neubrandenburg und Prenzlau

2., aktualisierte Auflage 2023
192 Seiten
ISBN 978-3-89794-628-6

12,95 €

 

Im Trescher Verlag sind zahlreiche weitere Reiseführer zu Zielen in DEUTSCHLAND erschienen.